Dänische Regierungspartei für Verbot nicht-therapeutischer "Beschneidung" an Jungen

Die sozialliberale dänische Regierungspartei "Det Radikale Venstre (RV)" hat am vergangenen Sonntag auf ihrem jährlichen Parteitag einen Antrag angenommen, der forderte, die Partei solle sich für ein Verbot von "Beschneidungen" an minderjährigen Jungen einsetzen.

 

RV, die zusammen mit "Socialdemokraterne" und "Socialistik Folkeparti" derzeit die dänische Regierungskoalition bildet, erreichte bei der letzten Parlamentswahl im Jahr 2011 einen Stimmenanteil von 9.5% und hält 17 der 179 Sitze im dänischen Parlament. Sie ist mit ihrer Entscheidung die erste einflussreiche Partei der politischen Mitte Dänemarks, die sich für ein Verbot dieser international höchst umstrittenen chirurgischen Genitalreduktion an nicht einwilligungsfähigen Jungen einsetzt.

 

Nachdem der Resolutionsausschuss den Antrag zunächst nicht zur Abstimmung zulassen wollte, wurde er von der Parteiführung überstimmt, die den Antrag zudem befürwortete. Auf dem Parteitag sprachen Christian Holm Donatzky, Tommy Petersen und Lena Nyhus - Vorsitzende von Intact Denmark - in ihren Reden für den Antrag. Drei weitere Parteimitglieder hielten Gegenreden, in denen vor der Stigmatisierung von Moslems und Juden gewarnt und die negativen Konsequenzen von Vorhautamputationen verharmlost wurden. Der Antrag wurde im Anschluss an die Vorträge mit großer Mehrheit angenommen. Nach der Abstimmung sagte die Parteivorsitzende Margrethe Vestager, derzeit Wirtschafts- und Innenministerin Dänemarks, sie sei sehr erfreut über den Ausgang. Aus ethischen Gründen lehne sie die rituelle "Beschneidung" von minderjährigen Jungen ab. Sie betonte, daß ein Verbot nicht über Nacht kommen könne, da die Regierungskoalition vor einigen Monaten übereingekommen sei, "Beschneidungen" an nicht einwilligungsfähigen Jungen vorerst nicht zu verbieten. An diese Vereinbarung müsse man sich halten.

 

Der dänische Arzt Morten Frisch, der Studien zu negativen Folgen von Vorhautamputationen veröffentlichte und in diesem Jahr zusammen mit 37 weiteren Medizinern aus 19 Ländern die amerikanische Kinderärztevereinigung AAP wegen ihrer Unterstützung genereller Zwangsbeschneidung von Säuglingen scharf angriff, begrüßte diese Entwicklung ebenfalls. Er sagte, dies sei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Der Kampf für das Recht der Kinder auf einen intakten Körper und eine natürliche Sexualität sei in Dänemark nun in eine neue Phase getreten. Er äußerte die Hoffnung, dass auch andere Parteien sich dieser wegweisenden Entscheidung anschließen.