Die Betroffenenhttp://die-betroffenen.de/blog/2016-01-15T00:03:33.318915+00:00Betroffene von Beschneidung und Missbrauch im MOGiS e.V.Gastbeitrag: Warum Verjährung bei der rechtlichen Bewertung einer Beschneidung eigentlich irrelevant ist2014-04-27T13:48:28+00:002016-01-14T23:59:15.265081+00:00Adminhttp://die-betroffenen.de/blog/author/Admin/http://die-betroffenen.de/blog/unser-problem-ist-nicht-die-verjaehrung/<p><img alt="" height="14" src="http://die-betroffenen.de/static/uploads/2009/04/name1.png" width="121"/></p>
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<p>Die Frankfurter Rundschau hatte letzte Woche in seinem Blog eine Talkrunde mit <a class="external" href="https://intaktiv.de/" target="_blank" title="intaktiv e.V. | Eine Stimme für genitale Selbstbestimmung">Intaktiv</a> zum Thema nicht-therapeutischer Vorhautamputationen -> <a class="external" href="http://www.frblog.de/intaktiv/" target="_blank" title="Blogtalk: Beschneidung in Deutschland nach 2012">Blogtalk: Beschneidung in Deutschland nach 2012</a>.</p>
<p>Daraus wurde dann ein zweiseitiger Artikel in der Wochenendausgabe der Frankfurter Rundschau.</p>
<p>Neben der Freude darüber, dass das Thema "Beschneidung" nach dem Beschluss des Deutschen Bundestages nicht einfach so in der Versenkung verschwunden ist [1] mischt sich bei mir leider das Gefühl, dass der Artikel zum Ende hin leider etwas in die falsche Richtung weisst.</p>
<p>Insbesondere deutet er an, eines der Probleme für die Verfolgbarkeit der von betroffenen Jungen erlittenen Vorhautamputation wäre die zivil- sowie strafrechtliche Verjährung.</p>
<p>Dem ist aber nicht so.</p>
<p>Das Problem, für das erlittene Unrecht, auf rechtlichem Wege Genugtuung zu erlangen, liegt schlicht darin, dass der 2012 verabschiedete §1631d BGB die Rechtswidrigkeit einer nach allen Regeln der Kunst durchgeführten, nicht-therapeutischen Vorhautamputation grundsätzlich dann verneint, wenn die Eltern eingewilligt haben.</p>
<p>Dies hat Auswirkungen im Strafrecht, sowie im Zivilrecht.</p>
<p>Strafrechtlich gesehen sind solche Eingriffe damit rechtmäßige Körperverletzungen (wie therapeutisch notwendige Blinddarmentfernungen). Eine Verjährung käme also gar nicht erst zum Tragen. Ein solches Verfahren würde bereits von der Staatanwaltschaft eingestellt.</p>
<p>Im Zivilrecht wäre die Rechtsposition des Betroffenen eigentlich grundsätzlich besser, insbesondere und auch durch das am 30.06.2013 in Kraft getretene Gesetz zur Stärkung der Rechte von Opfern sexuellen Missbrauchs (StORMG).</p>
<p>Im StORMG wurde unter anderem geregelt, dass "Schadensersatzansprüche, die auf der vorsätzlichen Verletzung des Lebens, des Körpers, der Gesundheit, der Freiheit oder der sexuellen Selbstbestimmung beruhen" erst nach 30 Jahren verjähren.</p>
<p>Diese 30-jährige Verjährung beginnt erst mit dem Ende der Ruhenfrist im 21. Lebensjahr des Betroffenen - Ansprüche könnten also grundsätzlich bis zum Ende des 51. Lebensjahrs des Betroffenen geltend gemacht werden.</p>
<p>Käme es jedoch zu einem Verfahren, würde bei einer nicht-therapeutischen Vorhautamputation, die nach den Regeln der Kunst erfolgt ist, die durch den §1631d BGB begründete Rechtsmäßigkeit des Eingriffs eine Haftung durch die Eltern und/oder oder den amputierenden Arzt ausschließen.</p>
<p>Dies übrigens auch für Fälle vor dem 28.12.2012, diese Rechtmäßigkeit wirkt rückwirkend.</p>
<p>In diesem Sinne sind auch alle vor 2012 betroffenen Männer direkt und unmittelbar vom §1631d BGB betroffenen, da ihre Ansprüche auf Schadensersatz und Hilfsleistungen durch den Gesetzgeber vereitelt wurden.</p>
<p>[1] (hinweisen möchte ich an dieser Stelle auch auf das Symposium: "<a class="external" href="http://genitale-autonomie.de/" target="_blank" title="Symposium: „Genitale Autonomie: Körperliche Unversehrtheit, Religionsfreiheit und sexuelle Selbstbestimmung – von der Theorie zur Praxis“">Genitale Autonomie: Körperliche Unversehrtheit, Religionsfreiheit und sexuelle Selbstbestimmung – von der Theorie zur Praxis</a>" und den <a class="external" href="http://genitale-selbstbestimmung.de/" target="_blank" title="Wordwide Day of Genital Autonomie - Welttag für genitale Selbstbestimmung">Welttag für genitale Selbstbestimmung</a>)</p>Eine Abgrenzung2013-01-05T22:59:59+00:002014-11-08T00:39:39.201719+00:00Adminhttp://die-betroffenen.de/blog/author/Admin/http://die-betroffenen.de/blog/eine-abgrenzung/<p>Weil gerade immer wieder Menschen mit rassistischen und menschenverachtenden Thesen und Einstellungen an uns herantreten und versuchen unser Streiten für das Recht von Jungen auf genitale Selbstbestimmung zu instrumentalisieren, möchten wir <a href="http://die-petition.de/petitionstext/" target="_blank" title="Die Moratoriumspetition">nochmals</a> etwas klarstellen:</p>
<p>Wir begrüßen jüdisches und muslimisches Leben in Deutschland und empfinden dieses als Bereicherung unserer Kultur.</p>
<p>Wir verwahren uns dagegen, dass unser Einsatz für die Rechte der Jungen auf genitale Selbstbestimmung von einigen wenigen genutzt wird, um ihren Hass auf religiöse Minderheiten auszuleben.</p>
<p>Wir heißen das auch nicht gut und bitten darum, uns in Zukunft von solchen Ausfällen zu verschonen.</p>
<p>Die Debatte um die Rechte der Kinder auf Selbstbestimmung und körperliche Unversehrtheit ist zu wichtig, um sie für das Ausleben irgendwelcher menschenverachtender Thesen instrumentaliseren zu lassen.</p>
<p>Wir bitten in diesem Zusammenhang auch unsere Mitstreiter, sich deutlich von Pauschalisierungen und Menschenhass zu distanzieren und immer wieder deutlich zu machen, dass es nur um das Wohl, die körperliche Unversehrtheit und das Recht des Kindes auf Selbstbestimmung gehen kann.</p>Great Majority of Germans are against the Legalisation of non-therapeutic Circumcisions2012-12-22T16:43:44+00:002016-01-15T00:03:33.318915+00:00Adminhttp://die-betroffenen.de/blog/author/Admin/http://die-betroffenen.de/blog/great-majority-of-germans-are-against-the-legalisation-of-non-therapeutic-circumcisions/<h3>70% of Germany’s population think the new circumcision law is wrong</h3>
<p>According to a survey by the renowned Infratest dimap Institute, done for the “Facharbeitskreis Beschneidungsbetroffener in Verein MOGiS e.V.” (a working group of men negatively affected by circumcisions as children) in December 2012 70% of the German population oppose the new law to legalize circumcision on minors for non-therapeutic reasons. Only 24% spoke in favor of the law, which recently passed the german Bundestag.</p>
<p>The chairman of MOGiS e.V., stated: “It can be clearly seen that the german people do not support the Bundestag’s decision to legalize circumcision on minors without their consent, and for any reason. The vast opposition throughout all social and political groups also shows that critical opinions regarding the law are not being fuelled by antisemitism or antireligious feelings, but rather based on valueing the children’s rights to bodily integrity and self-determination”.</p>
<p>Irmingard Schewe-Gerigk – chairwoman of TERRES DES FEMMES and actively fighting female genital mutiliation (FGM) – stated: “Once again the majority of our Members of Parliament showed that they did not take the concerns of 70% of the population, across all ages and social groups, seriously”. Also she announced to keep on advocating children’s rights to bodily integrity. “The government wanted to bury the topic quickly, but we will make sure the society keeps on speaking out against this violation of human rights”, she added.</p>Große Mehrheit der Bevölkerung lehnt Beschneidungsgesetz ab2012-12-22T12:29:34+00:002016-01-15T00:03:11.882833+00:00Adminhttp://die-betroffenen.de/blog/author/Admin/http://die-betroffenen.de/blog/mehrheit-der-bevoelkerung-lehnt-beschneidungsgesetz-ab/<p>Das vom Bundestag mit großer Mehrheit beschlossene Gesetz zur Beschneidung von Jungen wird von 70 Prozent der Deutschen abgelehnt. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Instituts Infratest dimap im Auftrag des "Facharbeitskreises Beschneidungsbetroffener im Verein MOGiS e.V. - Eine Stimme für Betroffene", die der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" vorliegt. Nur 24 Prozent der Befragten hielten das Gesetz demnach für richtig.<br/><br/>Der 1. Vorsitzender des Vereins "MOGiS e.V. - eine Stimme für Betroffene" erklärt dazu: "Es zeigt sich, dass die Bevölkerung nicht hinter dem Beschluss des Deutschen Bundestages steht Beschneidungen von Jungen aus jedem Grund und ohne deren Zustimmung zu legalisieren."</p>
<p>Er ergänzt: "Die hohe Ablehnung in allen Bevölkerungschichten und politischen Lagern zeigt auch, dass sich die Kritik am Gesetzentwurf eben nicht aus einem antireligiösen oder gar antisemitischen Reflex speist, sondern dass vielen Menschen die körperliche Unversehrtheit und das Recht des Kindes auf Selbstbestimmung am Herzen liegen."</p>
<p>"Einmal mehr zeigt sich, dass die Mehrheit der Bundestagsabgeordneten die Sorgen und Interessen von 70% der Bevölkerung aller Alters- und Bildungsschichten nicht ernst genommen hat", bedauert Irmingard Schewe-Gerigk. Vorstandsvorsitzende von TERRE DES FEMMES, und kündigt an, sich trotz des Gesetzes weiterhin für die Kinderrechte auf körperliche Unversehrtheit einzusetzen. "Die Bundesregierung wollte dieses Thema schnell vom Tisch haben, wir werden dafür sorgen, dass sich die Gesellschaft auch weiterhin gegen diese Menschenrechtsverletzung engagiert",so Schewe-Gerigk weiter.</p>Stellungnahme Alexander Bachl zum Fachgespräch im Familienausschuss am 12. Dezember 20122012-12-11T23:51:13+00:002014-11-04T18:41:19.398367+00:00Adminhttp://die-betroffenen.de/blog/author/Admin/http://die-betroffenen.de/blog/stellungnahme-alexander-bachl-zum-fachgespraech-im-familienausschuss-am-12-dezember-2012/<p>Guten Morgen.</p>
<p>Es ist noch früh am Tag, aber es ist gleichzeitig schon sehr spät.</p>
<p>Jetzt, wo die Beschneidungsdebatte in Deutschland eigentlich gerade begonnen hat, soll sie schon wieder zuende sein. Und jetzt, kurz vor Toresschluss, darf ich zumindest zu Ihnen hier doch noch sprechen. Dafür danke ich Ihnen.</p>
<p>Ich bin einer von sehr vielen negativ von ihrer Zwangsbeschneidung Betroffenen. Nur wenige haben den Mut darüber zu sprechen, ich habe dieses Jahr den Mut gefasst, über mein Leid zu sprechen - leicht fällt es aber auch mir nicht.</p>
<p>Ich möchte Ihnen vom Leid und vom Schmerz berichten, den so viele schon erdulden mussten und in Zukunft weiter erdulden sollen. Denn in ein paar Stunden schon wird der deutsche Bundestag beschließen, dass es ab jetzt legal sein soll, den Penis des eigenen Sohnes zu häuten, weil es von einem Gott gefordert wird, weil man es schon immer so gemacht hat, oder weil die Eltern es aus irgendwelchen Gründen einfach besser finden. Viele Menschen nennen es verharmlosend Beschneidung. Die Betroffenen nennen es Vorhautamputation, Genitalverstümmelung.</p>
<p>Ich wurde mit sechs Jahren aus religiösen Gründen beschnitten. Es war nicht meine Entscheidung. Man fragte mich nicht. Meine Eltern forderten, die Ärzte kassierten und taten ihr Werk. Es gab angeblich keine Komplikationen. Alle um mich herum waren sehr zufrieden. Meine Verstümmelung verlief in ihren Augen reibungslos. Was blieb, war das Leid. Mein Leid.</p>
<p>So schlimm sah mein Penis nach der Operation aus, ich hätte ihn fast nicht wieder erkannt. Es brannte wie Feuer. Wärend die Erwachsenen sich gegenseitig für die so gut verlaufene Operation gratulierten, weinte ich. Nicht in meinen schlimmsten Albträumen hatte ich erwartet, was passiert ist. Ich folgte aus Liebe, aus Vertrauen, als meine Eltern sagten: "`Komm!"' und erntete Schmerz.</p>
<p>Die Vorstellung der leichtesten Berührung erfüllte mich mit Panik. Ich hatte Angst, mich zuzudecken, aufs Klo zu gehen oder zu baden. Meine Eltern trösteten mich, doch es half nichts.</p>
<p>Irgendwann verging der Schmerz. Das Leid blieb. Es kam in anderer Form. Scham. Angst. Ich schämte mich. Die anderen Jungs waren noch normal. Ich war anders, ich war hässlich, ich bin hässlich. Dort unten. Meine Eltern haben mich hässlich gemacht.</p>
<p>In der Umkleide beim Sport verbarg ich mich so gut wie möglich. Immer als erstes musste ich in die Umkleide rennen, um den Platz in der Ecke zu bekommen. Niemals durfte ich mich ausziehen. Niemand durfte wissen, dass ich anders bin.</p>
<p>Heute weiß ich, dass ich nicht ausgelacht würde, das "`nicht nackt sein dürfen"' brannte sich jedoch so in meinen Verstand ein, dass ich es bis heute nicht überwinden kann. Ich ziehe mich vor Fremden aus, wenn es sein muss, vor Frauen, Ärzten, in der Toilette - aber ich hasse es. Jedes Mal. Ich habe Angst. Immer noch. Immer wieder.</p>
<p>Niemals habe ich mit Freunden über meine Beschneidung geredet. "`Mein Vater ist halt Muslim"' reicht als Begründung immer aus. Deshalb wusste ich bis vor kurzem fast nichts darüber, wie es ist, normal zu sein. Wie es ist, wenn man sich anfasst, wenn man sich liebt. Diesen Samstag habe ich erfahren, dass es nicht normal ist, beim Pinkeln den Urin mit Kraft heraus drücken zu müssen. Mit 23 Jahren erfahre ich, dass die Eichel eigentlich viel empfindlicher sein sollte; erfahre ich, wie unbeschnittene Männer masturbieren oder dass die Harnröhrenöffnung eigentlich ein Schlitz ist, kein Punkt. Woher sollte ich es auch wissen?</p>
<p>Erst mit Beginn der Debatte, in der ich mich über die Beschneidung informierte, wurde mir bewusst, was man mir genommen hatte. Die Berichte anderer Beschnittener, ihr Unglück, ihre Probleme ... sie deckten sich immer mit meinen. Zum ersten Mal fühle ich mich nicht wie ein Freak, der einzige Beschnittene weltweit, der unglücklich ist. Es gibt andere, es sind viele.</p>
<p>Die für mich größte Einschränkung, die durch die Amputation der Vorhaut entsteht, ist der Verlust der sexuellen Empfindsamkeit. Das ist es, was mich auf ewig verfolgen wird. Viele im Erwachsenenalter Beschnittene berichten ebenfalls von diesen Einschränkungen. Der Aufklärungsbogen zur Zirkumzision bei eine Phimose sagt dazu auch: "`Keine Komplikation, sondern die notwendige Folge einer kompletten Beschneidung ist die bleibende Beeinträchtigung der Gefühlsempfindung beim Geschlechtsverkehr"'. Rühmen sich viele junge Männer vielleicht noch, dass sie "`länger können"' als andere, so ist vielen vielleicht nicht klar, dass dies mit einem enormen Verlust an Empfindsamkeit einhergeht. Diese Gefühlslosigkeit führt bei nicht wenigen Männern später bis zur Impotenz, eine Sorge, die auch mich verfolgt.</p>
<p>Meine Geschichte ist zu Ende. Aber nicht mein Leid. Nichts kann den Schaden rückgängig machen oder wieder gutmachen, was mir angetan wurde. Meine Mutter lernt dies im Moment. Sie bereut sehr, den Lügen der Befürworter Glauben geschenkt zu haben. Sie bereut gerade, dass sie es zuließ, mich beschneiden zu lassen, mich nicht beschützt zu haben.</p>
<p>Ich muss nun lernen, mit dem Schaden zu leben, vielleicht sogar irgendwann trotzdem glücklich zu werden oder bist zu meinem Tod zu leiden. Ich muss mit meinem Makel leben. Weil niemand da war, der sagte, dass die Beschneidung falsch ist.</p>
<p>Sehr geehrte Damen und Herren. Ich bitte Sie jetzt nicht darum, den einen oder den anderen Gesetzesentwurf zu unterstützen. Es ist anscheinend gelaufen. Die Täter haben vorerst wieder einmal gewonnen. Der alternative Gesetzesentwurf geht mir persönlich eigentlich nicht weit genug, aber als Kompromiss kann ich ihn zumindest mittragen, weil er uns Betroffenen die Würde zurückgibt, die uns der Regierungsentwurf definitiv nehmen wird.</p>
<p>Mein Blick geht in die Zukunft. Zum ersten Mal reden Menschen auch in Deutschland offen über ihre Probleme mit der Beschneidung. Es werden mehr, Tag für Tag. Die Täter werden sich rechtfertigen müssen. Keiner kann mehr behaupten, nichts gewusst zu haben. Die Diskussion wird weitergehen. Andere Länder werden mehr Mut haben.</p>
<p>Ich bin einer von vielen, die unter ihrer Beschneidung leiden. Bis heute. Jeden Tag.</p>
<p>Vielen Dank, dass Sie mir zugehört haben.</p>Aufruf zur Kundgebung am 12.12.20122012-12-07T12:28:36+00:002016-01-14T23:59:49.968566+00:00Adminhttp://die-betroffenen.de/blog/author/Admin/http://die-betroffenen.de/blog/aufruf-zur-kundgebung-12-12-2012/<p><em>Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte - SPD Laizistinnen und Laizisten - TERRE DES FEMMES - MOGiS e.V. - netzwerkB - Zentralrat der Ex-Muslime - Giordano-Bruno-Stiftung</em></p>
<h3>AUFRUF ZUR KUNDGEBUNG AM MITTWOCH, DEM 12.12.2012,<br/>AB 11.00 UHR AM BRANDENBURGER TOR</h3>
<p><strong>NEIN zum geplanten Gesetz zur Legalisierung von Knabenbeschneidungen</strong></p>
<p><strong>JA</strong><strong> </strong><strong>zu einem uneingeschränkten Grundrechtsschutz von Knaben</strong></p>
<p>Die Debatte um die religiös motivierten Knabenbeschneidungen in Deutschland soll am Mittwoch, dem12.12.2012, beendet werden, wenn der Gesetzentwurf der Bundesregierung in letzter Lesung verabschiedet wird. Aus einer Kinderrechtsperspektive heraus ist dies nicht hinnehmbar, denn mit der geplanten Legalisierung der Knabenbeschneidung (nur aufgrund des Elternwunsches – unabhängig vom Motiv der Eltern für diese Maßnahme!) werden die Grundrechte minderjähriger männlicher Kinder auf körperliche Unversehrtheit und auf (sexuelle) Selbstbestimmung in gravierender Weise verletzt. Schließlich werden sie in Hinsicht auf ihre Penisvorhautamputation völlig rechtlos gestellt, zu reinen Objekten elterlicher Interessen degradiert.</p>
<p>Der Gesetzentwurf der Bundesregierung lässt Beschneidungen zu, ohne die Folgen der Vorhautentfernung für den betroffenen Menschen in gesundheitlicher, psychischer und auch sexueller Hinsicht hinreichend zu berücksichtigen. Warnungen von Kinderarztverbänden, FachmedizinerInnen, Ergebnisse aus der Traumaforschung und auch die Meinung der überwiegenden Mehrheit der in Deutschland lebenden Bevölkerung wurden in den Wind geschlagen. Die Vorbereitungen für den Gesetzesentwurf wurden lediglich mit VertreterInnen der muslimischen und jüdischen Religionsverbände erörtert und in den knappen Anhörungen im Bundestag fast ausschließlich BefürworterInnen des Beschneidungsrituals gehört. So geht man vor, wenn es nur auf das gewünschte Ergebnis ankommt – und nicht auf die rationale Kenntnisnahme und Abwägung von Fakten.</p>
<p>Der von mittlerweile über 60 Bundestagsabgeordneten unterstützte alternative Gesetzentwurf, der mit dem Zulassen von Knabenbeschneidungen ab 14 Jahren nach ausdrücklicher Zustimmung des Betroffenen einen vernünftigen Kompromiss anbietet, wird wohl bereits im Rechtsausschuss des Bundestages niedergestimmt werden, so dass er bei der Endabstimmung am Mittwoch keine Rolle mehr spielen wird. Offenbar scheint bei der Bundesregierung die Angst groß zu sein, dass der Regierungsentwurf nicht die gewünschte Mehrheit erhalten könnte.<br/>Entgegen den Hoffnungen der Bundesregierung aber wird die Debatte nicht beendet werden. Das Echo auf das Kölner Beschneidungsurteil hat zu einer kritischen Überprüfung der Beschneidungsfolgen und zu einer Verbreiterung des Faktenwissens geführt. Dies hat bis weit in muslimische und jüdische Kreise hinein zu neuen Erkenntnissen und zu einer neuen Nachdenklichkeit gegenüber dieser bis dahin meist unkritisch praktizierten Ritualhandlung geführt. Zudem haben sich Betroffene erstmals über die von ihnen erlebten negativen Folgen ihrer Beschneidung geäußert und so die bislang tabuisierte Problematik öffentlich gemacht. Dieser Prozess ist unumkehrbar: Die Debatte über die medizinisch unnötige Genitalbeschneidung bei Knaben hat in Wirklichkeit erst begonnen.</p>
<p>Mit der Kundgebung am Tag der Verabschiedung des geplanten Legalisierungsgesetzes soll diese positive Entwicklung in Deutschland im Protest gegen das Vorgehen von religiösen Verbänden und Bundesregierung nochmals verdeutlicht werden.</p>
<p>Reden werden gehalten von Rolf Stöckel (Deutsche Kinderhilfe), Irmingard Schewe-Gerigk (TERRE DES FEMMES), Dr. Ulrich Fegeler (Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte), Mina Ahadi (Zentralrat der Ex-Muslime), Raju Sharma (MdB, Die Linke), Marlene Rupprecht (MdB, SPD, angefragt), N.N. (MdB, GRÜNE, angefragt), Ali Utlu (Betroffener), Walter Otte (AK Kinderrechte gbs) und dem ersten Vorsitzenden von MOGiS e.V.</p>
<p>Der Künstler Tomé Thomas Etzensperger vom Kinderporträtmuseum in Augsburg unterstützt die Kundgebung mit seinen Bildern zur Knabenbeschneidung.</p>Die Geister die man rief - TERRE DES FEMMES und MOGiS e.V. protestieren gegen Aufruf zur Legalisierung weiblicher Genitalverstümmelung2012-11-07T10:38:45+00:002016-01-15T00:02:19.793492+00:00Adminhttp://die-betroffenen.de/blog/author/Admin/http://die-betroffenen.de/blog/die-geister-die-man-rief-terre-des-femmes-und-mogis-ev-protestieren-gegen-aufruf-zur-legalisierung-weiblicher-genitalverstuemmelung/<div class="vj Aj" dir="ltr">PRESSEMITTEILUNG<br/> <br/>DIE GEISTER, DIE MAN RIEF - TERRE DES FEMMES und MOGiS e.V. protestieren gegen Aufruf zur Legalisierung weiblicher Genitalverstümmelung<br/><br/>Die Planungen zur Legalisierung der Zwangs-Beschneidung von einwilligungsunfähigen Jungen zieht erste sehr beunruhigende internationale Folgen nach sich: Mohamed Kandeel, Professor für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Universität in Menofiya, Ägypten, und darüber hinaus Mitglied der Genfer Stiftung für Medizinische Ausbildung und Forschung, kurz „gfmer“, die eng mit der WHO zusammenarbeitet, fordert eine weltweite Legalisierung der weiblichen Genitalverstümmelung Typ Ia und Ib. Kandeel führt dazu aus, negative Folgen für die betroffenen Frauen seien nicht nachweisbar - es sei deswegen nicht einzusehen, dass die Beschneidung von Jungen erlaubt sein soll und die von Mädchen dagegen weltweit geächtet. Kandeel bezieht sich hierbei, medizinisch korrekt, auf die grundsätzliche Vergleichbarkeit von männlicher Beschneidung mit der in der schafiitischen islamischen Rechtsschule vertretenen FGM Typ Ia und Ib, der Klitorisvorhautreduktion. Im Gegensatz zu dem von der Bundesregierung geplanten Gesetz fordert Professor Kandeel jedoch, dass Beschneidungen grundsätzlich im Krankenhaus und mit Betäubung stattzufinden haben.</div>
<div class="vj Aj" dir="ltr"> </div>
<div class="vj Aj" dir="ltr">TERRE DES FEMMES e.V. und MOGIS e.V. verurteilen ausdrücklich jedweden Versuch, die Verstümmelung weiblicher Genitalien zu legalisieren. Hierbei sind sowohl die Art der Ausführung, als auch Motivation, Ort und medizinische Infrastruktur sowie die Qualifikation des Ausführenden unerheblich. Nicht die Art und die Umstände, unter denen eine solche Operation erfolgt, sondern die Auswirkungen derselben für die Betroffenen sind der entscheidende Faktor für eine Bewertung. Dies meint nicht nur die direkten Komplikationen durch die Operation, sondern auch die möglichen körperlichen und seelischen Spätfolgen, die durch sie entstehen können.<br/><br/></div>
<div class="vj yj" dir="ltr">Erst heute hatte TERRE DES FEMMES der ägyptischen Botschaft in Berlin eine von 12.000 Unterstützern getragene Petition übergeben, in der ein Ende der dort nach wie vor praktizierten weiblichen Genitalverstümmelung gefordert wird. Dazu die Vorsitzende von TERRE DES FEMMES, Irmingard Schewe-Gerigk: "Unsere Befürchtungen bestätigen sich: die Absicht des Gesetzgebers, den Schutz von Jungen vor Genitalverstümmelungen grundsätzlich aufzuheben, bestärkt auch die Befürworter weiblicher Genitalverstümmelungen, ihrerseits die Legalisierung durchaus vergleichbarer Formen zu fordern. Wir protestieren gegen jeglichen Versuch den Schutz der körperlichen Unversehrtheit von Kinder zu schwächen und fordern den Bundestag auf, den Schutz aller KInder - unabhängig von Geschlecht, Herkunft und Religion - vor jeglichen nicht therapeutischen chirurgischen Eingriffen. Eine unterschiedlicher Schutz weiblicher und männlicher Geschlechtsorgane ist weder ethisch, moralisch noch rechtlich hinnehmbar."</div>
<div class="vj Aj" dir="ltr"><br/>Alexander Bachl vom Facharbeitskreis Beschneidungsbetroffener im MOGiS e.V. ergänzt: "Das überstürzte Handeln der deutschen Politik bei der Legalisierung der nicht-therapeutischen Vorhautamputation bei einwilligungsunfähigen Jungen hatte einen derart katastrophalen Gesetzesentwurf zur Folge, dass dieser nun von entsprechend geneigten Personen zur Legitimierung der Klitorisvorhautbeschneidung bei Mädchen missbraucht wird. Die geplante Entrechtung von Jungen in Deutschland liefert wie befürchtet denjenigen Aufwind, die für die Legalisierung ihrer Form der religiös oder traditionell begründeten Körperverletzung an Kindern Lobby machen. Bedenken, für deren Äußerung man in Debatten angeprangert wurde, werden nun mit erschreckender Geschwindigkeit wahr."</div>
<div class="vj Aj" dir="ltr"> </div>
<div class="vj yj" dir="ltr">Der von einer Vorhautamputation Betroffene Tayfun Aksoy meinte hierzu: "Dürfen Erwachsene für Kinder entscheiden, ob diese später als Erwachsene über vollständige Sexualorgane verfügen können? Gerade auch wenn man das reduzierte Sexualempfinden in Betracht zieht? Darf überhaupt ein Mensch soetwas für einen anderen Menschen entscheiden? Wertevermittlung spielt sich im immaterialen Bereich ab, nicht aber in einer dauerhaften Manifestation am Genital des Kindes. Die Grundrechte der Kinder auf (auch sexuelle) Selbstbestimmung und körperliche Unversehrtheit sind in Gefahr!"<br/><br/>Für den Facharbeitskreis Beschneidungsbetroffener im MOGiS e.V. erklären weiterhin Georg Schepper, Rechtsanwalt aus Bielefeld und Mitglied der Piratenpartei Deutschland, Victor Schiering, ein Opernsänger Nürnberg und Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen sowie Werner Erndl aus Künzing und Stefan Schritt aus Langwedel:<br/><br/><em>Der rechtliche Status jeder Form von medizinisch nicht indizierten Operationen an den Genitalien nicht zustimmungsfähiger Menschen kann und darf sich ausschliesslich aus den Rechten der betroffenen Person ableiten. Hierbei vertreten wir die Ansicht, dass die Rechte auf körperliche Unversehrtheit, sexuelle Selbstbestimmung, gewaltfreie Erziehung und Freiheit des Glaubens des Einzelnen über den Rechten ihrer/seiner Eltern, Familie und Religionsgemeinschaft stehen. Desweiteren ist jede Regelung, die ein bestimmtes Geschlecht in Bezug auf die Wahrnehmung seiner Rechte benachteiligt oder bevorzugt ein Verstoss gegen das Recht auf Gleichbehandlung, und somit inakzeptabel.</em><br/><br/><em>Durch den Gesetzentwurf zum §1631d BGB, der eine genitale Verstümmelung männlicher Kinder legalisieren soll, wären nicht nur die Rechte der betroffenen Jungen ausser Kraft gesetzt. Es würde zudem die Basis geschaffen, auf die Legalisierung weiterer rituell, moralisch oder gar kosmetisch begründeter Praktiken und Rituale hinzuwirken, nicht zuletzt auch mit dem Argument der Gleichbehandlung der Geschlechter und Religionen. Dies würde die bisher erreichten Fortschritte im Kampf gegen die weibliche Genitalverstümmelung in Frage stellen, und die internationalen Anstrengungen massiv behindern.</em><br/><br/><em>Wenn zwei vergleichbare Formen von medizinisch unnötigen Operationen in Deutschland gegensätzlichen rechtlichen Status erhielten, die eine explizit verboten, die andere explizit erlaubt, würde es schwer fallen, glaubhaft gegen die Verbotene zu argumentieren. Es kann deshalb nur Rechtssicherheit und Schutz von Grundrechten erlangt werden, wenn der Gesetzgeber alle medizinisch nicht indizierten Eingriffe in die Anatomie nur noch in Verbindung mit dem mündigen Einverständnis der Betroffenen für zulässig befindet. Nur so kann erreicht werden, das kulturell oder religiös geprägte Ignoranz gegenüber den möglichen Auswirkungen von chirugischen Eingriffen in die sexuelle Integrität zurückgehen. Es muss sich das Bewusstsein durchsetzen, dass jeder Mensch mit den gleichen Rechten ausgestattet ist, ungeachtet des Geschlechts, Alters oder seiner religiösen/kulturellen Zugehörigkeit bzw. der seiner Familie.</em></div>
<div class="vj yj" dir="ltr"><em> </em></div>
<div class="vj yj" dir="ltr"><em>Die ungeheuerliche Forderung nach einer Legalisierung weiblicher Genitalverstümmelung entlarvt die trügerische Sicherheit, in der uns die deutsche Gesetzesinitiative zur Legalisierung von männlicher Genitalverstümmelung wiegen will: Menschenrechte sind unteilbar und ein Kampf für körperliche und sexuelle Selbstbestimmung aller Menschen kann durch die Einführung eines Zwei-Klassen-Rechts nur verloren werden.</em></div>Genital Autonomy 2012: Zwölftes Internationales Symposium für genitale Autonomie und Menschenrechte 2012-10-22T18:19:00+00:002014-11-04T12:39:16.373831+00:00Adminhttp://die-betroffenen.de/blog/author/Admin/http://die-betroffenen.de/blog/genital-autonomy-2012-zwoelftes-internationales-symposium-fuer-genitale-autonomie-und-menschenrechte/<p><em>Ein Bericht vom Symposium in Helsinki</em></p>
<p>Vom 30. September bis zum 3. Oktober 2012 fand in Helsinki das zwölfte internationale Symposium für Recht, genitale Autonomie und Menschenrechte statt. Solche Konferenzen werden seit der ersten Veranstaltung, die im März 1989 im kalifornischen Anaheim abgehalten wurde, im Abstand von normalerweise zwei Jahren durchgeführt. Einen Überblick über die Inhalte findet man unter <a class="western" href="http://www.nocirc.org/symposia/">http://www.nocirc.org/symposia/</a>. Seit einigen Jahren werden die internationalen Symposien ergänzt durch nationale Konferenzen, die in den Zwischenjahren in den USA stattfinden.</p>
<p>Träger des diesjährigen Symposiums waren die finnische Sexpo Foundation, die internationale Organisation Genital Autonomysowie die National Organization of Circumcision Information Resource Centers (NOCIRC)aus den USA. Die Veranstaltung wurde weiterhin unterstützt durch die ebenfalls US-amerikanische OrganisationIntact America.</p>
<p>Die 1969 gegründete Sexpo Foundation (<a class="western" href="http://www.sexpo.fi/">www.sexpo.fi</a>) ist eine gemeinnützige finnische Organisation, zu deren wichtigsten Zielen Beratung, Therapie und Aufklärung in allen Fragen der menschlichen Sexualität gehören. Genital Autonomy (<a class="western" href="http://www.genitalautonomy.org/">www.genitalautonomy.org</a>) ist eine in den USA, dem Vereinigten Königreich und Australien ansässige Menschenrechtsorganisation, deren Fokus auf den Rechten weiblicher, männlicher und intersexueller Kinder auf sexuelle Selbstbestimmung, insbesondere Schutz vor unnötigen chirurgischen Veränderungen ihrer Genitalien, liegt.</p>
<p>NOCIRC(<a class="western" href="http://www.nocirc.org/">www.nocirc.org</a>) ist ein Dachverband lokaler Organisationen von Genitalverstümmelungsopfern mit mehr als 100 Zentren in 14 Ländern. Die Schwerpunkte der Arbeit von NOCIRC liegen bei Information und Aufklärung der Gesellschaft zum Thema Beschneidung sowie der Schaffung von Ansprechpartnern für Betroffene. NOCIRC verfügt über eine der größten Informationssammlungen zum Thema Beschneidung auf der Welt, die in Teilen auch online verfügbar ist (<a class="western" href="http://www.cirp.org/library/">http://www.cirp.org/library/</a>). Intact America (<a class="western" href="http://www.intactamerica.org/">www.intactamerica.org</a>) ist Teil des gemeinnützigen Hudson Center for Health Equity & Quality aus den USA.</p>
<p>Von den 48 Programmpunkten des diesjährigen Symposiums, die das Thema von Veränderungen an den Geschlechtsorganen von Babys und Kindern aus historischer, anthropologischer, kultureller, religiöser, sozialer, psychologischer, medizinischer, ethischer, rechtlicher und menschenrechtlicher Perspektive betrachtet haben, soll im Folgenden eine Auswahl kurz vorgestellt werden.</p>
<p>Der in der Schweiz lebende Juraprofessor Sami Aldeeb Abu-Salieh verglich das islamische Rechtskonzept und seine Implikationen für das Recht auf körperliche Unversehrtheit mit westlichen Ansätzen. Seine in mehreren Sprachen erschienenen Publikationen, darunter die neuesten Auflagen seiner Bücher über Beschneidungen, können auf <a class="western" href="http://www.sami-aldeeb.com/sections/view.php?id=18&action=publications">http://www.sami-aldeeb.com/sections/view.php?id=18&action=publications</a> heruntergeladen werden.</p>
<p>Der britische Arzt Peter Ball stellte Geschichte und Stand der Forschung zu den Möglichkeiten und Grenzen der Vorhautrekonstruktion vor. Peter Ball repräsentiert die britische Sektion der Opferorganisation NORM (<a class="western" href="http://www.norm-uk.co.uk/">www.norm-uk.co.uk</a>). Das Standardwerk zur Vorhautrekonstruktion ist James Bigelows Buch The Joy of Uncircumcising (Hourglass Publishing 1992), ISBN 978-0963048219. Eine Hoffnung für die Zukunft ist die Vorhautwiederherstellung durch Tissue Engineering, die dem Foregen – Projekt (<a class="western" href="http://www.foregen.org/">http://www.foregen.org/</a>) zugrunde liegt.</p>
<p>Der Medizinethiker Brian Earp (Oxford, UK) beschäftigte sich mit der Frage, ob irreversible Veränderungen an den Genitalien nichteinwilligungsfähiger Kinder durch die religiösen Überzeugungen ihrer Eltern gerechtfertigt sein können. Sein Beitrag kann hier nachgelesen werden: <a class="western" href="http://blog.practicalethics.ox.ac.uk/2012/10/religious-vs-secular-ethics-and-a-note-about-respect/#more-4734">http://blog.practicalethics.ox.ac.uk/2012/10/religious-vs-secular-ethics-and-a-note-about-respect/#more-4734</a>.</p>
<p>Der dänische Sexualmediziner Morten Frisch berichtete über die Zusammenhänge zwischen männlicher Beschneidung und sexuellen Dysfunktionen bei Männern und Frauen auf der Grundlage einer im Jahr 2011 im International Journal of Epidemiology erschienen Studie (<a class="western" href="http://www.davidwilton.com/files/mc-and-sexual-function---denmark-2011.pdf">http://www.davidwilton.com/files/mc-and-sexual-function---denmark-2011.pdf</a>). Er erläuterte ebenfalls, aus welcher Interessenlage heraus die Veröffentlichung solcher Studien in medizinischen Fachzeitschriften immer wieder verzögert oder verhindert wird.</p>
<p>Der in den USA lebende neuseeländische Jurist John Geisheker (<a class="western" href="http://www.birthandbeyond.com/johngeisheker.htm">http://www.birthandbeyond.com/johngeisheker.htm</a>) gab einen Überblick über die weltweite rechtliche Situation in Bezug auf Genitalverstümmelung. John Geisheker ist Mitglied der Organisation Doctors Opposing Circumcision (<a class="western" href="http://doctorsopposingcircumcision.org/">http://doctorsopposingcircumcision.org/</a>) und verwies nicht ohne Stolz auf die Abkehr von der Neugeborenenbeschneidung in Neuseeland in den 1960er Jahren.</p>
<p>Tim Hammond, Gründer der Opferorganisation Noharmm(<a class="western" href="http://www.noharmm.org/">www.noharmm.org</a>) und Regisseur der im Internet verfügbaren Dokumentation Whose Bodies, Whose Rights? stellte die Ergebnisse seiner jüngsten Studie zu den Auswirkungen männlicher Beschneidung vor, die auf der Auswertung von über 1000 Fragebögen beruht und unter <a class="western" href="http://www.CircumcisionHarm.org/helsinki">www.CircumcisionHarm.org/helsinki</a> eingesehen werden kann. Der in Kanada lebende Tim Hammond präsentierte weiterhin umfangreiches Fotomaterial sowie Originalinterviews mit Betroffenen.Whose Bodies, Whose Rights? kann wie folgt abgerufen werden:</p>
<p>Teil 1: <a class="western" href="http://www.youtube.com/watch?v=W0kr6BiVZMM">http://www.youtube.com/watch?v=W0kr6BiVZMM</a></p>
<p>Teil 2: <a class="western" href="http://www.youtube.com/watch?v=qSAjpzpF6qM">http://www.youtube.com/watch?v=qSAjpzpF6qM</a></p>
<p>Der Medizinhistoriker Frederick Hodges stellte neue Erkenntnisse zu Auftreten und Formen genitaler Veränderungen im alten Ägypten vor. Diese beruhen auf Röntgenaufnahmen von Mumien sowie der Analyse von Hieroglyphen und lassen bisherige Annahmen über frühe Zeugnisse der Beschneidung zumindest zweifelhaft erscheinen. Frederick Hodges ist Autor mehrerer Artikel zum Umgang mit der Vorhaut in der Antike (z. B. <a class="western" href="http://www.cirp.org/library/history/hodges1/">http://www.cirp.org/library/history/hodges1/</a>, <a class="western" href="http://www.cirp.org/library/history/hodges2/">http://www.cirp.org/library/history/hodges2/</a>), zur Rolle der Beschneidung in der jüngeren Medizingeschichte sowie Koautor und Mitherausgeber mehrerer Bücher.</p>
<p>In einer weiteren Präsentation informierte Frederick Hodges über eine in den 1950er Jahren im Auftrag des amerikanischen Geheimdienstes CIA durchgeführte Studie, deren Ziel darin bestand, herauszufinden, wie der Wille von Individuen gebrochen werden kann. Im Rahmen dieser Studie, die zu einem als MK-ULTRA bekannten Forschungsprogramm gehörte, wurden Jungen in einem Waisenhaus zwangsbeschnitten. Sie reagierten wie erwartet mit sofortigen, schweren und lang anhaltenden Traumatisierungen.</p>
<p>Staffan Janson, schwedischer Professor für Kinderheilkunde und Vorsitzender des Komitees für Ethik und Kinderrechte des schwedischen Kinderärzteverbandes, erläuterte die Ansätze zur zukünftigen Verhinderung von Beschneidungen in Schweden. Er beschrieb die öffentliche Debatte, die in Schweden zu diesem Thema stattgefunden hat und die – wenngleich dort ausgelöst durch ein Positionspapier der Mediziner – auffällige Parallelen mit der derzeit in Deutschland stattfindenden Diskussion aufweist.</p>
<p>Julius Kaggwa aus Uganda, Direktor der Hilfsinitiative für Menschen mit atypischer sexueller Entwicklung (SIPD), berichtete über die besonderen Probleme und Diskriminierungen, denen intersexuelle, also mit nicht eindeutig männlichen oder weiblichen Genitalien geborene, Kinder in traditionellen Gesellschaften ausgesetzt sind. Intersexuelle Menschen werden auch in Industrieländern häufig aus Unwissenheit von Eltern und Medizinern zu Opfern so genannter geschlechtsangleichender Operationen. Näheres über Julius Kaggwas Initiative findet sich unter <a class="western" href="http://sipd.webs.com/">http://sipd.webs.com/</a>.</p>
<p>Donna Rigney Macris (NOCIRC, USA) berichtete aus der Perspektive von Hebammen über den von diesen beobachteten, durch Beschneidungen ausgelösten Schaden. Dazu gehört auch die massive Beeinträchtigung der Mutter-Kind-Bindung, die häufig dazu führt, dass Stillen nicht mehr möglich ist.</p>
<p>Eeva Matsuuke und Tiina Vilponen berichteten über die Aufklärungsarbeit derSexpo Foundationim Rahmen eines finnischen Projekts zur Verhinderung von Genitalverstümmelungen. Die Hebamme Eeva Matsuuke ist die Koordinatorin dieses Projekts, die Theologin und Sexualtherapeutin Tiina Vilponen ist Vorstandsmitglied der finnischen Sexualwissenschaftlichen Gesellschaft</p>
<p>(<a class="western" href="http://www.seksologinenseura.fi/index.cfm?lang=en">http://www.seksologinenseura.fi/index.cfm?lang=en</a>).</p>
<p>Die Erfolge bei der Verhinderung weiblicher Genitalverstümmelung in Einwandererfamilien in Finnland wurden von dem Arzt und Forscher am Nationalen Institut für Gesundheit und Wohlfahrt (<a class="western" href="http://www.stakes.fi/EN/index.htm">http://www.stakes.fi/EN/index.htm</a>), Mulki Mölsä, erläutert.</p>
<p>Dass auch Finnland bezüglich der männlichen Genitalverstümmelung noch nicht am Ziel ist, zeigte der erschütternde Bericht einer finnischen Mutter, deren Sohn zu Hause ohne ihr Wissen und Einverständnis auf Veranlassung seines nigerianischen Vaters durch einen finnischen Arzt beschnitten wurde. Der von diesem Ereignis sichtlich gezeichneten Mutter wurde Anonymität zugesichert.</p>
<p>Marilyn Milos, Gründerin vonNOCIRC,gab einen Überblick über den nunmehr über dreißigjährigen Kampf der Intactivist-Bewegung um das Recht auf unversehrte Genitalien. Sie berichtete über Erfolge in mehreren englischsprachigen Ländern und identifizierte die wissenschaftliche Unredlichkeit in der jüngsten Publikation des amerikanischen Kinderärzteverbands AAP sowie die dahinter stehenden persönlichen Motive und milliardenschweren finanziellen Interessen handelnder Personen.</p>
<p>Der finnische Psychotherapeut Jussi Nissinen, Vorstandsmitglied der Sexpo Foundation, stellte mit der vom 14. Weltkongress für Sexualwissenschaft am 26. August 1999 in Hong Kong verabschiedeten Declaration of Sexual Rights (<a class="western" href="http://www.rolf-gindorf.de/sexualrechte.htm">http://www.rolf-gindorf.de/sexualrechte.htm</a>) und der von der International Planned Parenthood Federation im Mai 2008 verabschiedeten IPPF Declaration (<a class="western" href="http://ippf.org/resources/publications/sexual-rights-ippf-declaration">http://ippf.org/resources/publications/sexual-rights-ippf-declaration</a>) zwei internationale Erklärungen zur sexuellen Autonomie vor und untersuchte, in wie weit diese den Schutz der körperlichen Unversehrtheit beinhalten und in wie weit sexuelle Rechte weltweit bereits als Menschenrechte ernst genommen werden.</p>
<p>Der pensionierte kalifornische Arzt Mark Reiss stellte die jüdische Brit Shalom – Zeremonie vor, die sich in jüdischen Familien als Alternative zur rituellen Beschneidung immer mehr durchsetzt. Mark Reiss ist Koordinator der Brit Shalom Celebrant List, die unter <a class="western" href="http://www.circumstitions.com/Jewish-shalom.html">http://www.circumstitions.com/Jewish-shalom.html</a> abgerufen werden kann. Jüdische Perspektiven zur Beschneidungsfrage finden sich weiterhin unter <a class="western" href="http://jewishcircumcision.org/">http://jewishcircumcision.org/</a> sowie <a class="western" href="http://www.jewsagainstcircumcision.org/">http://www.jewsagainstcircumcision.org/</a>. An dieser Stelle sei auch auf das ebenfalls jüdisch geprägte und mit dem Namen Ronald Goldman verbundeneCircumcision Resource Center verwiesen:</p>
<p><a class="western" href="http://www.circumcision.org/index.html">http://www.circumcision.org/index.html</a>.</p>
<p>Richard Russell, ebenfalls aus den USA, stellte aus seiner langjährigen Beratungstätigkeit, unter anderem als Anwalt von Betroffenen, einige erschütternde Schicksale von Beschneidungsopfern vor, darunter Berichte über chronische Schmerzen und Schmerzen bei Erektionen, Verluste von Teilen der Eichel, schmerzhafte Narben, das erhebliche psychische Leid der Opfer sowie soziale Probleme wie die Zerstörung von Beziehungen zu Partnern, Eltern, Geschwistern und der Gesellschaft insgesamt.</p>
<p>Xavier Valla, Präsident der französischen Association contre la Mutilation des Enfants (<a class="western" href="http://ame.enfant.org.free.fr/">http://ame.enfant.org.free.fr/</a>),berichtete über die Entwicklungen bei der weiblichen und männlichen Genitalverstümmelung in Indonesien sowie die treibenden soziokulturellen Kräfte dahinter.</p>
<p>Der aus einer orthodoxen jüdischen Familie stammende israelisch-amerikanische Filmemacher Eliyahu Ungar-Sargon stellte die Entstehungsgeschichte seines Films Cut: Slicing Through the Myths of Circumcisionvor, für den er 11.500 Meilen durch Nordamerika fuhr und eine Vielzahl von Interviews mit vor allem jüdischen Betroffenen und Angehörigen sowie Rabbinern führte (<a class="western" href="http://www.cutthefilm.com/">http://www.cutthefilm.com/</a>). Eliyahu Ungar-Sargon zeigte Ausschnitte aus einer Diskussionsveranstaltung mit einem in den USA sehr bekannten Rabbiner. Er legte auf der Grundlage der heiligen Schriften des Judentums Thora, Talmud und Midrasch dar, warum der Beschneidung in dieser Religion keineswegs die zentrale Rolle zukommt, die von ihren Befürwortern immer wieder behauptet wird. Weiterhin untersuchte er die Argumente, die für die Gestattung von Beschneidungen vorgebracht werden, auf logische Konsistenz, um anschließend diejenigen, denen solche Konsistenz attestiert werden konnte, überzeugend zu widerlegen.</p>
<p>Der amerikanische Jurist J. Steven Svoboda, Gründer der Organisation Attorneys for the Right of the Child (<a class="western" href="http://arclaw.org/">http://arclaw.org/</a>) thematisierte die gesellschaftlichen Hintergründe der juristischen Ungleichbehandlung männlicher und weiblicher Genitalverstümmelung und kritisierte diese auf einer rechtsphilosophischen Grundlage. Angesichts der sexualwissenschaftlichen und entwicklungsphysiologischen Zusammenhänge kann eine solche Ungleichbehandlung nicht gerechtfertigt werden.</p>
<p>Der niederländische Medizinethiker Geert van Dijk berichtete über die Beschneidungsdebatte in den Niederlanden. Die niederländische Ärzteorganisation KNMGhatte in einem Positionspapier aus dem Jahr 2010 (<a class="western" href="http://knmg.artsennet.nl/Publicaties/KNMGpublicatie/Nontherapeutic-circumcision-of-male-minors-2010.htm">http://knmg.artsennet.nl/Publicaties/KNMGpublicatie/Nontherapeutic-circumcision-of-male-minors-2010.htm</a>) ihre Mitglieder aufgefordert, Eltern über die Komplikationsrisiken und das Fehlen medizinischer Vorteile der Beschneidung aufzuklären. Auch in den Niederlanden kam es daraufhin zu Beifall aus der Bevölkerung und Protesten religiöser Gruppen.</p>
<p>Robert Van Howe, amerikanischer Professor für Kinderheilkunde und menschliche Entwicklung, legte dar, wie seit 150 Jahren Amputationen der Vorhaut, des sensitivsten Teils des männlichen Genitals, mit der Bekämpfung der jeweils am meisten gefürchteten Krankheiten gerechtfertigt wurden (siehe dazu auch <a class="western" href="http://www.icgi.org/medicalization/">http://www.icgi.org/medicalization/</a>). Diese vorgeschobenen Begründungen, seien dies nun die Bekämpfung der im 19. Jahrhundert für allerlei Übel verantwortlich gemachten Masturbation, Harnwegsinfektionen, Geschlechtskrankheiten oder verschiedener Arten von Krebs, sind zwar alle vollständig widerlegt, entfalten aber dennoch teilweise erstaunliche Remanenzwirkungen. Das jüngste Beispiel ist die Instrumentalisierung der Angst vor HIV-Infektionen für die Verstümmelung von Millionen afrikanischer Jungen und Männer, siehe dazu auch folgenden Artikel: <a class="western" href="http://www.publichealthinafrica.org/index.php/jphia/article/view/jphia.2011.e4/html_9">http://www.publichealthinafrica.org/index.php/jphia/article/view/jphia.2011.e4/html_9</a>.</p>
<p>Einen wichtigen Beitrag stellte auch der Besuch der norwegischen Ombudsfrau für Kinderrechte, Anne Lindboe, dar. Das Interview mit Dr. Lindboe kann unter <a class="western" href="http://www.youtube.com/watch?v=74NJSOjBTNI&feature=plcp">http://www.youtube.com/watch?v=74NJSOjBTNI&feature=plcp</a> angesehen werden. Es ist Teil einer umfangreichen Sammlung von Videos zu diesem Thema: <a class="western" href="http://www.youtube.com/user/Bonobo3D?feature=guide">http://www.youtube.com/user/Bonobo3D?feature=guide</a>.</p>
<p>Eine Zusammenstellung der Ergebnisse der Konferenz von Helsinki in Buchform, wie sie auch für die vorangegangenen Symposien existiert, wird folgen. Die aus den vorherigen Symposien hervorgegangene Literatur ist, soweit nicht unter <a class="western" href="http://www.nocirc.org/symposia/">http://www.nocirc.org/symposia/</a> abrufbar, wie folgt erschienen:</p>
<ul>
<li>
<p>George C. Denniston, Marilyn Fayre Milos, eds, Sexual Mutilations: A Human Tragedy(New York: Plenum Press, 1997), <a class="western" href="http://en.wikipedia.org/wiki/Special:BookSources/0306455897">ISBN 0-306-45589-7</a></p>
</li>
<li>
<p>George C. Denniston, Frederick Mansfield Hodges, Marilyn Fayre Milos, eds, Male and Female Circumcision: Medical, Legal, and Ethical Considerations in Pediatric Practice(New York: Kluwer Academic / Plenum, 1999), <a class="western" href="http://en.wikipedia.org/wiki/Special:BookSources/0306461315">ISBN 0-306-46131-5</a></p>
</li>
<li>
<p>George C. Denniston, Frederick Mansfield Hodges, Marilyn Fayre Milos, eds, Understanding Circumcision: A Multi-Dimensional Approach to a Multi-Dimensional Problem(New York: Kluwer Academic / Plenum, 2001), <a class="western" href="http://en.wikipedia.org/wiki/Special:BookSources/0306467011">ISBN 0-306-46701-1</a></p>
</li>
<li>
<p>George C. Denniston, Frederick Mansfield Hodges, Marilyn Fayre Milos, eds, Flesh and Blood: Perspectives on the Problem of Circumcision in Contemporary Society(New York: Kluwer Academic / Plenum, 2004), <a class="western" href="http://en.wikipedia.org/wiki/Special:BookSources/0306483335">ISBN 0-306-48333-5</a></p>
</li>
<li>
<p>George C. Denniston, Pia Grassivaro Gallo, Frederick Mansfield Hodges, Marilyn Fayre Milos, Franco Viviani, eds., Bodily Integrity and the Politics of Circumcision: Culture, Controversy, and Change(New York: Springer Science, 2006), <a class="western" href="http://en.wikipedia.org/wiki/Special:BookSources/9781402049156">ISBN 978-1-4020-4915-6</a></p>
</li>
<li>
<p>George C. Denniston, Frederick Mansfield Hodges, Marilyn Fayre Milos, eds, Circumcision and Human Rights(New York: Springer Science: 2009), <a class="western" href="http://en.wikipedia.org/wiki/Special:BookSources/9781402091667">ISBN 978-1-4020-9166-7</a></p>
</li>
<li>
<p>George C. Denniston, Frederick Mansfield Hodges, Marilyn Fayre Milos, eds, Genital Autonomy: Protecting Personal Choice(New York: Springer Science, 2010), <a class="western" href="http://en.wikipedia.org/wiki/Special:BookSources/9789048194452">ISBN 978-90-481-9445-2</a></p>
<div> </div>
</li>
</ul>Beschneidungsbetroffene wenden sich gegen den Gesetzesentwurf der Bundesregierung2012-10-10T09:13:00+00:002016-01-15T00:00:36.100476+00:00Adminhttp://die-betroffenen.de/blog/author/Admin/http://die-betroffenen.de/blog/beschneidungsbetroffene-wenden-sich-gegen-den-gesetzesentwurf-der-bundesregierung/<p>BERLIN 10.10.2012</p>
<p>In Berlin wird das Bundeskabinett hat heute die umstrittene Legalisierung nicht-therapeutischer Vorhautamputationen an einwilligungsunfähigen Jungen beschlossen.</p>
<p>Einige Mitglieder des kürzlich gegründeten Facharbeitskreises von Beschneidungsbetroffenen im MOGiS e.V. ( <a class="external" title="Facharbeitskreis Beschneidungsbetroffener im MOGiS e.V.">http://die-betroffenen.de</a>) nahmen dazu Stellung.</p>
<p>Alexander Bachl, dem als Kind aus religiösen Grunden von einem Arzt die Vorhaut amputiert wurde, sagt:<br/>"Das Gesetz zur Legalisierung der Beschneidung ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die unter ihrer Beschneidung leiden. Rücksichtslos wurden alle von den beschneidungswünschenden Lobbys geforderten Praktiken, gleich wie schädlich und grausam, untergebracht. Man erkennt mit Schrecken, wie wenig das Leid von Kindern bei Politikern auf Empathie trifft."</p>
<p>Volker Sharing meint dazu:<br/>"Als von Zwangsvorhautamputation Betroffener stehe ich erschüttert vor einem Gesetz, das Jungen das Recht auf genitale Unversehrtheit aberkennt. Dieses Gesetz beschneidet uns Zwangsbeschnittene ein zweites Mal, denn es negiert schlicht, wie Männer wie wir mit ihrer Beschneidung und deren Folgen leben. Die Bundesregierung ist taub und blind für die zahlreichen Berichte, in denen wir unter Überwindung unserer Scham von den Folgen der Zwangsbeschneidung für unser Leben berichten. Sie hätte die Möglichkeit gehabt, unsere Erfahrungen in ihr Gesetz miteinfliessen zu lassen. Dies wurde ausrücklich nicht erwünscht. Wir und die zukünftigen Opfer von Zwangsbeschneidungen werden so zu Kollateralschäden einer nicht zuende gedachten Staatsräson. Diesem Gesetz liegt auch eine zutiefst sexistische Abwertung männlicher gegenüber weiblichen Genitalien zugrunde, gegen die ich als Mann und Mensch heftigst protestiere."</p>
<p>Bachl ergänzt:<br/>"Weiterhin dürfen medizinische Laien Kinder ohne jegliche behördliche kontrolle und Betäubung operiert. Weiterhin haben Kinder kein Mitspracherecht, wenn sie sich gegen ihre Vorhautamputation entscheiden. Das Mitspracherecht besteht zwar laut Eckpunkten, nur wird es bei rituellen Beschneidungen durch die Verwaltung der Religiösität durch die Eltern ausgeheblt. Auch soll jeder Einzelfall auf die Notwendigkeit einer Betäubung durch den Beschneider überprüft werden. Beschneider, die bisher ohne Betäubung operierten, werden jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Betäubung in 100% der Fälle für unnötig halten. Man erkennt mit Schrecken, wie wenig das Leid von Kindern bei Politikern auf Empathie trifft."</p>
<p>Der erste Vorsitzende des Vereins MOGiS e.V. - Eine Stimme für Betroffene sagt:<br/>"Dieser Gesetzesentwurf, wie auch das ganze Gesetzgebungsverfahren, ist ein Skandal. Zu keinem Zeitpunkt wurden negativ von einer Vorhautamputation als Kind Betroffene gehört. Das Leiden wird negiert. Möglich sexuelle Folgen sind im Gesetzesentwurf dementsprechend auch mit einem Satz abgehandelt - dabei wäre es doch gerade an den Beschneidungsbefürwortern nachzuweisen, dass diese Praxis nicht schädlich ist, schließlich hat sie - rituell ausgeübt - keinen therapeutischen Nutzen."</p>
<p>Der von einer ritualisierten Beschneidung betroffene Ali Utlu [2] fügt hinzu:<br/>"Die Debatte über die Beschneidung läuft sehr einseitig, denn Opfer kommen nicht zu Wort, werden totgeschwiegen. Es ist eine rein religiöse Diskussion. Ich werde mein Leben lang unter den Auswirkungen leiden müssen, wie viele andere auch die bei der Entscheidung übergangen wurden. Meine Beschneidung nehme ich im Nachhinein wie eine Vergewaltigung meines Körpers wahr. Zudem handelte es sich um einen Eingriff in meine eigene Religionsfreiheit - der Freiheit auch keiner Religion anzugehören. Durch das Kupierverbot haben in Deutschland sogar Hunde mehr Rechte als Kinder! Das Betroffene bei der Anhörung am heutigen Freitag übergangen werden, macht sie erneut zu Opfern. So macht sich die Politik zum Mittäter!"</p>
<p>Werner E. ein weiterer von einer Vorhautamputation als Kind betroffener Mann [3] schreibt:<br/>"Meine Beschneidung wurde sauber und nach den Regeln der ärztlichen Kunst in einer Klinik durchgeführt. Die psychischen Schmerzen und Probleme kamen erst später. Meine eigene Sexualität war von je her geprägt von Enttäuschungen. Geschlechtsverkehr endete oft in der Bitte meiner Partnerinnen, ich möge doch bald zum Ende kommen, da sie selbst langsam Schmerzen hätten.Wohingegen ich in diesen Momenten meistens erst begann, intensive Gefühle zu entwickeln. Meine Beschneidung hat mir einen großen Teil meiner Sexualität für immer genommen. Das belastet nicht nur mich sehr stark sondern natürlich auch meine Frau, die sehr darunter leidet, dass Sie mir nicht das geben kann, was ich mir wünsche."</p>
<p>Zum Gesetzgebungsverfahren ergänzt E.:<br/>Mein Weg vom Befürworter zum Gegner der Beschneidung war lang. Inzwischen stellt eine nicht-therapeutische Vorhautamputation minderjähriger Kinder - oder gar von Säuglingen - für mich eindeutig einen Akt der Körperverletzung und Missbrauch Schutzbefohlener dar. In vielen Postings auf diversen Internetforen schreiben Mütter, dass sie ihre Söhne schon im frühesten Kindesalter „stramm und hoch“ beschneiden lassen, weil es so ästhetisch sei oder gar, weil es die Masturbation in der Jugend verhindern könne. Auch solchen Absichten wird mit dem vorgestellten Gesetzesentwurf des BMJ nun Tür und Tor geöffnet. Das Wichtigste, die Kinder, bleiben außen vor. Es wäre gerecht gewesen, in den Anhörungen im BMJ auch Männer zu Wort kommen zu lassen, die die Verletzungen, die sie durch ihre Beschneidung erlitten haben erkannt haben und sie ansprechen. Männer die unter dem ihnen aufgezwungenen Zustand leiden und die mit diesem Gesetzentwurf verhöhnt werden. Dass man uns ausgesperrt hat, ist - wenn man die Art wie dieser Gesetzentwurf zustande gekommen ist berücksichtigt - jedoch leider nur konsequent."</p>
<p><br/>############<br/># Verweise<br/>#</p>
<p>[1] Ein Interview mit dem 1. Vorsitzenden von MOGiS e.V. im Freitag: <a href="http://www.freitag.de/autoren/der-freitag/der-staat-muss-die-schwachen-schuetzen">http://www.freitag.de/autoren/der-freitag/der-staat-muss-die-schwachen-schuetzen</a></p>
<p>[2] Ali Utlu wurde unter äußerst traumatischen Umständen bei einem Beschneidungsfest bei einem Türkei-Urlaub von seinem Onkel beschnitten, einer Art Beschneidungstourismus die auch ohne Verbot schon stattfand und Mangels Regelung auch weiter stattfinden wird. -> <a href="http://tinyurl.com/ali-utlu">http://tinyurl.com/ali-utlu</a></p>
<p>[3] Auszug aus der persönlichen Stellungnahme Werner E.'s von der Webseite des MOGiS e.V. unter: <a href="http://mogis-verein.de/2012/09/27/sauber-und-schmerzlos/">http://mogis-verein.de/2012/09/27/sauber-und-schmerzlos/</a></p>
<p>[4] Alexander Bachl hat sich mit einem Appell an Abgeordnete des Deutschen Bundestages gewandt: http://die-petition.de/pressemappe/stellungnahme-mogis-ev/#bachl</p>
<p>################<br/># Zu MOGiS e.V. - Eine Stimme für Betroffene<br/>#</p>
<p>MOGiS e.V. ist ein ursprünglich von Opfern sexuellen Kindesmissbrauchs gegründeter Verein. Er begreift sich als eine Stimme für Betroffene von sexualisierter Gewalt sowie Missbrauch und Misshandlung im Kindesalter. Er setzt sich für den Schutz der sexuellen Integrität und Selbstbestimmung von Kindern ein. Zudem engagiert er sich für den Erhalt und die Stärkung von Menschenrechten on- und offline.</p>
<p>MOGiS e.V. nahm mit zwei Mitgliedern am Runden Tisch "Sexueller Kindesmissbrauch in Abhängigkeits- und Machtverhältnissen in privaten und öffentlichen Einrichtungen und im familiären Bereich" und den Sitzungen seiner Arbeitsgruppen teil.</p>
<p>Seit 2010, sowie verstärkt seit dem Urteil des Landgerichts Köln, beschäftigt sich der Verein mit dem Schutz der Körperlichen Unversehrtheit von Jungen vor nicht-therapeutischen Vorhautamputationen. Im Rahmen dieser Arbeit kommen immer wieder Betroffene auf den Verein zu um Ihre Betroffenheit öffentlich zu kund zu tun und damit Gehör zu finden.</p>Sauber und Schmerzlos - Mein langer Weg vom Befürworter zum Gegner der Beschneidung2012-10-01T10:00:00+00:002014-11-09T08:14:19.618778+00:00Adminhttp://die-betroffenen.de/blog/author/Admin/http://die-betroffenen.de/blog/sauber-und-schmerzlos-mein-langer-weg-vom-befuerworter-zum-gegner-der-beschneidung/<p><em>[Ursprünglich erschienen auf: <a href="http://mogis-und-freunde.de/blog/sauber-und-schmerzlos-mein-langer-weg-vom-befuerworter-zum-gegner-der-beschneidung/">http://mogis-und-freunde.de/blog/sauber-und-schmerzlos-mein-langer-weg-vom-befuerworter-zum-gegner-der-beschneidung/</a>]</em></p>
<p><em>von Werner E.</em></p>
<p>Ich wurde im Alter von ca. 8 Jahren wegen einer Vorhautverengung komplett beschnitten.</p>
<p>Wenn ich heute an meine Beschneidung zurückdenke, erinnere ich mich nicht an körperliche Schmerzen. Sie wurde ja sauber und nach den Regeln der ärztlichen Kunst in einer Klinik durchgeführt. Die psychischen Schmerzen und Probleme kamen erst später.</p>
<p>Meinen Eltern mache ich keinen Vorwurf, sie handelten damals in gutem Glauben, da mein Kinderarzt die Operation als unbedingt nötig erachtete. Es galt nun mal die Regel, dass eine männliche Vorhaut bis zum Schuleintritt vollständig zurückziehbar sein musste. Und meine war es eben nicht. Und da ich nicht geradeaus pinkeln konnte sondern nur zur Seite, war das „Heilmittel“ klar:<br/>Beschneidung. Im Jahre 1980 war die komplette Beschneidung offensichtlich das einzige Mittel der Wahl. Es würde ja nur ein kleiner Eingriff sein ohne irgendwelche negativen Folgen, also hörten sie natürlich auf den Halbgott in Weiß.</p>
<p>Von der Operation und auch der Zeit danach weiß ich nur noch sehr wenig. Am deutlichsten in Erinnerung ist mir, wie ich im Krankenbett liege, mit einem dicken Verbandring um meinen Penis.</p>
<p>In der ersten Zeit danach war ich furchtbar gehemmt. Ich schämte mich, fühle mich als Aussenseiter. Ich weigerte mich, mich nach dem Sport mit den anderen zu duschen, da ich ja ein Monster war mit einem Penis, der nicht wie ein Penis aussah. Dazu kamen die schrecklichen, wulstigen Narben und lange Zeit das unangenehme Gefühl, wenn mein Penis in der Unterwäsche rieb. Erst langsam ließ das nach und ich beruhigte mich.</p>
<p>Als ich in die Pubertät kam und begann mich für Sexualität zu interessieren, las ich natürlich auch die Aufklärungsseiten der Jugendmagazine. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie oft dort davon gesprochen wurde, wie schön und hygienisch ein beschnittener Penis doch sei und wie ausdauernd beschnittene Männer beim Sex sind. All dies habe geglaubt und auch jahrelang selbst behauptet. Ich war stolz auf meinen beschnittenen Penis und darauf, wie „standfest“ ich doch war. Doch dies alles war nur die halbe Wahrheit.</p>
<p>Bei meiner Beschneidung wurde die komplette Vorhaut und damit alles sensitive Gewebe an deren Innenseite amputiert. Da die Eichel durch den Eingriff nun frei lag, wurde sie durch die ständigen Reizungen der Unterwäsche und die starken Reize durch Masturbation mit der Hand immer stärker verhornt und dadurch unempfindlicher. Verhornt bedeutet jetzt natürlich nicht, dass meine Eichel aussieht wie anderer Leute Ferse. Aber die Eichelhaut ist trocken, viel dicker und oft auch rissig. Aber keinesfalls ist sie mehr das, was sie bei einem gesunden Penis ist: Zart, feucht und empfindsam.</p>
<p>Meine eigene Sexualität war von je her geprägt von Enttäuschungen. Enttäuschung darüber, dass die Gefühle, die ich dabei hatte, nicht so intensiv waren, wie ich darüber gelesen hatte, wie sie mir von Freunden beschrieben wurden und wie ich sie mir vorgestellt hatte. Ich war enttäuscht darüber, dass Masturbation sehr lange dauerte und – weil sie oft so lange dauerte – auch schmerzhaft war, darüber, dass es meinen Partnerinnen nur selten gelang, mich oral, mit der Hand oder auch beim Geschlechtsverkehr zum Höhepunkt zu bringen.</p>
<p>Geschlechtsverkehr endete oft in der Bitte meiner Partnerinnen, ich möge doch bald zum Ende kommen, da sie selbst langsam Schmerzen hätten. Ich selbst begann in diesen Momenten meistens erst, intensive Gefühle zu entwickeln.</p>
<p>Die Schuld für all das schob ich aus Unwissenheit lange Zeit auf die jeweiligen Frauen, hielt sie für frigide oder unterstellte ihnen einfach „es nicht zu können“. Erst seit kurzem ist mir klar, wie sehr ich doch im Unrecht war.</p>
<p>Vor allem bei der Selbstbefriedigung benötigte ich im Lauf der Zeit immer intensivere Stimulation, da der Moment, in dem ich in meinem Penis angenehme Gefühle spürte, immer später einsetzte.</p>
<p>Als der Drang einen sexuellen „Kick“ zu erleben in mehrere Seitensprünge gipfelte, war auch meine Ehe beinahe kaputt. Inzwischen haben wir es geschafft, unsere Ehe zu retten und darüber bin ich meiner Frau unsagbar dankbar.</p>
<p>Meine Beschneidung hat mir einen großen Teil meiner Sexualität für immer genommen. Das belastet nicht nur mich sehr stark sondern natürlich auch meine Frau, die sehr darunter leidet, dass Sie mir nicht das geben kann, was ich mir wünsche.</p>
<p>Mein Weg vom Befürworter zum Gegner der Beschneidung war lang. Als vor 5 Jahren bei meinem Sohn eine beschwerdefreie (eine sogenannte physiologische) Phimose festgestellt wurde, hätte ich aufgrund meines Glaubens um die angeblichen Vorteile sofort einer Beschneidung zugestimmt. Ich hätte ihm die "bessere Ästhetik" und die "größere Ausdauer" gerne gegönnt. So konnte ich zunächst gar nicht verstehen, warum meine Frau sich dagegen wehrte und sich weigerte, der Beschneidung zuzustimmen. Bisher hatte ich immer gedacht, sie wäre von meinem "verbessertem" Penis ebenso überzeugt, wie ich - doch dem war nicht so.</p>
<p>Sie ging statt dessen zu einer Kinderurologin, um sich eine zweite Meinung einzuholen. Als diese meinen Sohn und seine harmlose Phimose sah, war sie regelrecht erschrocken über die Leichtfertigkeit, mit der unser Kinderarzt unseren Sohn hätte beschneiden wollen. Sie erklärte meiner Frau die Nachteile des Eingriffs und machte ihr deutlich, dass eine Beschneidung immer nur das letzte Mittel sein dürfe. Sie verschrieb meinem Sohn eine kortisonhaltige Salbe, die wir die nächste Zeit regelmäßig anwendeten. Nach kurzer Zeit war das Problem beseitigt und die Vorhaut komplett beweglich.</p>
<p>Später versuchte ich meinem Sohn beizubringen, wie er sich richtig waschen sollte. Die Art und Weise wie ich mich gewaschen habe und es meinem Sohn auch beizubringen versuchte war für ihn äußerst unangenehm. Doch noch verstand ich nicht, warum er sich so hatte. Ich hatte ihm wehgetan, ohne es zu wollen und zu verstehen.</p>
<p>Ein wirkliches Schlüsselerlebnis hatte ich ca. zwei Jahre später. Ich hatte inzwischen in diversen Internetforen gelesen, dass die Haut einer beschnittene Eichel mit der Zeit immer dicker wird und dadurch das Empfindungsvermögen abstumpft. Also versuchte ich, mit Gesichtspeeling der überflüssigen Hornhaut zu Leibe zu rücken. Dabei verspürte ich keinen Schmerz, nicht einmal unangenehme Gefühle - alles was ich spürte war das Reiben der Körnchen.</p>
<p>Da begriff ich langsam, was ich durch meine Vorhautamputation wirklich verloren hatte und war schockiert. Was für mich mein Leben lang normal gewesen war, war in Wirklichkeit nur noch ein stumpfes "Restempfinden". Ich hatte an meinem Oberarm mehr Gefühl als an meiner eigentlich empfindlichsten Stelle.</p>
<p>Für mich persönlich habe ich inzwischen eine Lösung gefunden. Sie besteht aus Latexüberzügen, die ich als Vorhautersatz benutze.<br/>Der erste Oralsex, nachdem ich diese Hilfen etwa zwei Wochen lang getragen hatte, war unbeschreiblich intensiv. Nie zuvor hatte ich etwas Derartiges gefühlt. Ich muss seitdem nicht mehr krampfhaft darauf „hinarbeiten“, möglichst schnell zu kommen, sondern kann mich fallenlassen. Das ist etwas, was ich niemals zuvor konnte, ich kann es genießen, mit meiner Frau zu schlafen. Und das, obwohl ich noch immer nur einen kleinen Teil dessen spüren kann, was ein intakter Mann fühlt.</p>
<p>Eine Beschneidung minderjähriger Kinder oder gar Säuglinge ohne medizinische Indikation, stellt für mich eindeutig einen Akt der Körperverletzung und Missbrauch Schutzbefohlener dar, sei sie nun aus religiösen, traditionellen, oder anderen, nicht medizinischen Motiven heraus passiert.</p>
<p>In vielen Postings auf diversen Internetforen schreiben Mütter, dass sie ihre Söhne schon im frühesten Kindesalter „stramm und hoch“ beschneiden lassen, weil es so ästhetisch sei oder gar, weil es die Masturbation in der Jugend verhindern könne. Eine solche Einstellung ist wie ich finde zutiefst verachtenswert, verletzt sie doch grob die Menschenwürde der Kinder. Auch solchen Absichten wird mit dem vorgestellten Gesetzentwurf des BMJ nun Tür und Tor geöffnet.</p>
<p>Die Diskussion um rituelle Beschneidungen, die nun im Gang ist, wäre so wichtig, wenn sie denn vernünftig geführt würde. Aber viele der Befürworter lassen eine echte Diskussion überhaupt nicht zu und würgen sie ab mit Erpressung („dann müssen die Juden aus Deutschland verschwinden“) oder mit unhaltbaren Naziargumenten. Das Wichtigste, die Kinder, bleiben außen vor.</p>
<p>Es wäre gerecht gewesen, in der Anhörung im Justizministerium Männer zu Wort kommen zu lassen, die die Verletzungen, die sie durch ihre Beschneidung erlitten haben erkannt haben und sie ansprechen. Männer die unter dem ihnen aufgezwungenen Zustand leiden und die mit diesem Gesetzentwurf verhöhnt werden.</p>
<p>Dass man sie damals ausgesperrt hat, ist - wenn man die Art, wie dieser Gesetzentwurf zustande gekommen ist berücksichtigt - jedoch leider nur konsequent. </p>Keine Betroffenen bei der Anhörung zur Beschneidung von Jungen im Justizministerium2012-09-28T10:00:00+00:002016-01-15T00:01:23.836848+00:00Adminhttp://die-betroffenen.de/blog/author/Admin/http://die-betroffenen.de/blog/keine-betroffenen-bei-der-anhoerung-zur-beschneidung-von-jungen-im-justizministerium/<p>BERLIN 28.9.2012</p>
<p>Anhörung des Justizministeriums zur Beschneidung von Jungen findet ohne Betroffene statt.</p>
<p>Bei der Heute im Bundesministerium der Justiz stattfindenden Anhörung zur gesetzlichen Regelung der Vorhautamputation an Jungen ohne therapeutische Indikation werden keine davon betroffenen Männer gehört werden. Die Teilnahme einer Verbandsvertretung von Betroffenen von Beschneidung – dem Verein MOGiS e.V. – wurde “aus Kapazitätsgründen” abgelehnt.</p>
<p>Der 1. Vorsitzende des Vereins MOGiS e.V. – Eine Stimme für Betroffene, meint dazu: “Die Absage des Justizministeriums “aus Kapazitätsgründen” hat uns doch etwas überrascht, den Gustav-Heinemann-Saal, in dem die Anhörung stattfindet, erinnere ich als doch sehr geräumig – dort am Runden Tisch hätte sich sicherlich noch ein Stuhl für einen von Beschneidung Betroffenen gefunden – zumal davon auszugehen ist, dass viele der anderen Verbände diese doch sehr kurzfristige Einladung nicht wahrnehmen konnten. Leider hat sich das Ministerium auch nicht durch die kurfristige Fürsprache von über zweihundert Mitstreitern überzeugen lassen. [2]</p>
<p>Er fügt hinzu: “Dem Ministerium ist der Verein MOGiS e.V. auch nicht unbekannt, kennt man uns doch von verschiedenen Wortmeldungen der letzten Wochen und auch aus unserer konstruktiven Arbeit am Runden Tisch “Sexueller Kindesmissbrauch”, an dem wir mit zwei Vertretern teilgenommen haben – unter anderem auch in den Arbeitsgruppen im BMJ.” [3]</p>
<p>Der von einer religiös motivierten Beschneidung Betroffene Alexander Bachl [4] ergänzt: “Dass man die leidenden Betroffenen nicht einmal anhören will ist ein Skandal, denn die Leiden der Betroffenen sind der ganze Grund für das Köllner Urteil und der Kritik an der Beschneidung. Jedoch wird von Seiten der Befürworter konsequent geleugnet, dass es unglückliche Beschneidungsopfer gibt. Sie anzuhören würde bedeuten sich eingestehen zu müssen ein Unrecht zum Gesetz zu machen. Ich wurde mit sechs Jahren aus rituellen Gründen beschnitten und habe mein ganzes Leben darunter gelitten. Es ist mir unerträglich, dass die Anhörungen der durch das Gesetz betroffenen Gruppen nicht diejenigen, die mit den Folgen einer Vorhautoperation leben müssen, einbezieht. In keiner Weise geht der Gesetzesentwurf auf die Leiden der Kinder und späteren Männer ein. Ausnahmslos jedes bisher von den religiösen Verbänden geforderte Detail der bisher ausgübten Praxis wird ohne Rücksicht auf das Kindeswohl legalisiert. Sogar Betäubungen sind nur im Einzelfall vorgesehen. Dieser Gesetzesentwurf hat es geschafft eine entsetzliche Lage noch zu verschlimmern.”</p>
<p>Der von einer Vorhautamputation betroffene Volker Scharing sagt dazu: “Mir wurde mit sechs Jahren meine Vorhaut abgeschnitten. Durch das Kölner Urteil und ein Interview der Terre-des-femmes-Vorsitzenden Irmingard Schewe-Gerigk wurde mir erstmals aus der Gesellschaft heraus soetwas wie eine Empathiebereitschaft signalisiert, die es mir jetzt ermöglicht, über das Erlebte und meine Beeinträchtigungen offen zu sprechen. Jede Verharmlosung der Vorhautampution an wehrlosen Kindern ist eine Herabwürdigung des Leids, welche diese verursachen kann. Ich protestiere gegen die ungeheuere Respektlosigkeit gegenüber betroffenen Männern, dass in der Anhörung am Freitag, authentische und kritische Berichte von anwesenden Betroffenen aus ‘Kapazitätsgründen’ ausgeklammert werden sollen”</p>
<p>Der von einer ritualisierten Beschneidung betroffene Ali Utlu [5] fügt hinzu: “Die Debatte über die Beschneidung läuft sehr einseitig, denn Opfer kommen nicht zu Wort, werden totgeschwiegen. Es ist eine rein religiöse Diskussion. Ich werde mein Leben lang unter den Auswirkungen leiden müssen, wie viele andere auch die bei der Entscheidung übergangen wurden. Meine Beschneidung nehme ich im nachhinein wie eine Vergewaltigung meines Körpers wahr. ¹ Zudem handelte es sich um einen Eingriff in meine eigene Religionsfreiheit – der Freiheit auch keiner Religion anzugehören. Durch das Kupierverbot haben in Deutschland sogar Hunde mehr Rechte als Kinder! Das Betroffene bei der Anhörung am heutigen Freitag übergangen werden, macht sie erneut zu Opfern. So macht sich die Politik zum Mittäter!”</p>
<p>Werner E. ein weiterer von einer Vorhautamputation betroffener Mann schreibt: [6] “Meine Beschneidung wurde sauber und nach den Regeln der ärztlichen Kunst in einer Klinik durchgeführt. Die psychischen Schmerzen und Probleme kamen erst später. Meine eigene Sexualität war von je her geprägt von Enttäuschungen. Geschlechtsverkehr endete oft in der Bitte meiner Partnerinnen, ich möge doch bald zum Ende kommen, da sie selbst langsam Schmerzen hätten.Wohingegen ich in diesen Momenten meistens erst begann, intensive Gefühle zu entwickeln. Meine Beschneidung hat mir einen großen Teil meiner Sexualität für immer genommen. Das belastet nicht nur mich sehr stark sondern natürlich auch meine Frau, die sehr darunter leidet, dass Sie mir nicht das geben kann, was ich mir wünsche.”</p>
<p>Zum Gesetzgebungsverfahren ergänzt E.: Mein Weg vom Befürworter zum Gegner der Beschneidung war lang. Inzwischen stellt eine nicht-therapeutische Vorhautamputation minderjähriger Kinder – oder gar von Säuglingen – für mich eindeutig einen Akt der Körperverletzung und Missbrauch Schutzbefohlener dar. In vielen Postings auf diversen Internetforen schreiben Mütter, dass sie ihre Söhne schon im frühesten Kindesalter „stramm und hoch“ beschneiden lassen, weil es so ästhetisch sei oder gar, weil es die Masturbation in der Jugend verhindern könne. Auch solchen Absichten wird mit dem vorgestellten Gesetzesentwurf des BMJ nun Tür und Tor geöffnet. Das Wichtigste, die Kinder, bleiben außen vor. Es wäre gerecht gewesen, heute Männer zu Wort kommen zu lassen, die die Verletzungen, die sie durch ihre Beschneidung erlitten haben erkannt haben und sie ansprechen. Männer die unter dem ihnen aufgezwungenen Zustand leiden und die mit diesem Gesetzentwurf verhöhnt werden. Dass man uns heute ausgesperrt hat, ist – wenn man die Art wie dieser Gesetzentwurf zustande gekommen ist berücksichtigt – jedoch leider nur konsequent.”</p>
<p>[1] Ein Interview mit dem 1. Vorsitzenden von MOGiS e.V. im Freitag: <a href="http://www.freitag.de/autoren/der-freitag/der-staat-muss-die-schwachen-schuetzen">http://www.freitag.de/autoren/der-freitag/der-staat-muss-die-schwachen-schuetzen</a></p>
<p>[2] Ein Aufruf zur Unterstützung der Beteiligung von Betroffenen an der Anhörung im Bundesministerium der Justiz: <a href="http://tinyurl.com/anhoerung-ohne-betroffene">http://tinyurl.com/anhoerung-ohne-betroffene</a></p>
<p>[3] Fast 3000 Personen haben sich dem Aufruf nach einem Moratorium bei change.org angeschlossen: <a href="http://www.change.org/de/Petitionen/zwangsbeschneidung-ist-unrecht-auch-bei-jungen">http://www.change.org/de/Petitionen/zwangsbeschneidung-ist-unrecht-auch-bei-jungen</a></p>
<p>[4] Alexander Bachl hat sich mit einem Appell an Abgeordnete des Deutschen Bundestages gewandt:<a href="http://die-petition.de/pressemappe/stellungnahme-mogis-ev/#bachl">http://die-petition.de/pressemappe/stellungnahme-mogis-ev/#bachl</a></p>
<p>[5] Ali Utlu wurde unter äußerst traumatischen Umständen bei einem Beschneidungsfest bei einem Türkei-Urlaub von seinem Onkel beschnitten, einer Art Beschneidungstourismus die auch ohne Verbot schon stattfand und Mangels Regelung auch weiter stattfinden wird. -> <a href="http://tinyurl.com/ali-utlu">http://tinyurl.com/ali-utlu</a></p>
<p>[6] Auszug aus der persönlichen Stellungnahme Werner E.’s von der Webseite des MOGiS e.V. unter: <a href="http://mogis-verein.de/2012/09/27/sauber-und-schmerzlos/">http://mogis-verein.de/2012/09/27/sauber-und-schmerzlos/</a></p>Offener Brief eines Betroffenen an Heinz Hilgers und den Deutschen Kinderschutzbund2012-08-23T10:00:00+00:002014-11-09T05:11:43.864758+00:00Adminhttp://die-betroffenen.de/blog/author/Admin/http://die-betroffenen.de/blog/offener-brief-eines-betroffenen-an-heinz-hilgers-und-den-deutschen-kinderschutzbund/<p>[Ursprünglich erschienen auf <a href="http://mogis-und-freunde.de/blog/offener-brief-eines-betroffenen-an-den-deutschen-kinderschutzbund/">http://mogis-und-freunde.de/blog/offener-brief-eines-betroffenen-an-den-deutschen-kinderschutzbund/</a> ]</p>
<p>Sehr geehrte Damen und Herren,</p>
<p>ich bin entsetzt von der Aussage Heinz Hilgers, dass die rituelle Beschneidung zu legalisieren sei.</p>
<p>Ich wurde mit 6 beschnitten. Mein Vater, der leider vor einigen Jahren verstarb, zwang mich aus religiöser Überzeugung. Meine Mutter, die anfangs skeptisch war, wurde von ihm, den Ärzten und muslimischen Bekannten überredet. Keiner von denen wusste wirklich, was Beschneidung bedeutet. Außer der Arzt, aber der sagte nichts. Nur das es sehr gut ist, und sehr hygienisch.</p>
<p>Da ich seit einer Krankheit im Kindesalter Probleme mit meinem Gehör habe sollte ich zu einer Untersuchung in der ich unter Vollnarkose operiert werden musste. Diese Chance namen meine Eltern wahr um mich beschneiden zu lassen.</p>
<p>Mir hat man nichts gesagt. Aus Angst, ich könnte eine Szene machen. Ich bin ins Krankenhaus gefahren und alle waren sehr nett zu mir. Dann bekam ich die Narkose. Das nächste, was ich weiß, ist, dass ich nackt auf der Bettkante sitze und bitterlich weine. Mein Penis sieht grotesk aus, er ist so geschwollen, dass er fast rund ist. Die Eichel, die ich davor noch nie gesehen habe, ist pink. Ein komischer Ring ist an ihrem Ende und hält die Haut zurück. Es tut furchtbar weh. Mein Vater beteuert immer wieder, wie stolz er auf mich ist. Dass ich jetzt ein richtiger Muslim sei. Ich weine trotzdem. </p>
<p>Die nächsten drei Wochen waren eine Qual. Ich weiß nicht, ob die Narben weh taten oder die vertrocknende freigelegte Eichel. Ich konnte keine Hose tragen. Ich konnte nicht laufen. Ich konnte mich im Bett nicht zudecken. Ich lag stundenlang im Bett auf dem Rücken mit angewinkelten Knien, damit die Decke meine Eichel nicht berührt. Tagelang. Ich weinte häufig. Das erste Mal, als ich aufs Klo ging, wusste ich nicht, was passieren würde. Ich hatte Angst, es könnte weh tun. Ich hatte Recht. Von nun an hielt ich es zurück, bis es nicht mehr ging. Der Druck war deshalb größer. Es war schlimmer. Aber ich hatte Angst.</p>
<p>Irgendwann tat es nicht mehr weh. Ich konnte keine engen Hosen tragen. Wie lange, weiß ich nicht. Es kommt mir heute wie eine Ewigkeit vor. Aber auch das verging. Irgendwann.</p>
<p>Eines Tages spielte ich mit meinen Freunden in der Umgebung. Einer sagte, er müsse aufs Klo. Ich musste auch. Wir gingen zu einem Busch. Er machte die Hose auf und pinkelte. Ich pinkelte nicht. Ich schämte mich. Zum ersten Mal. Die Scham blieb. Bis heute. In der Schule beim Schwimmunterricht kämpfte ich mich immer ganz vorne an die Tür, um den Platz an der Ecke zu bekommen. Während die anderen Jungs nackt herumalberten, zog ich mich mithilfe eines Handtuchs um und verließ den Raum fluchtartig. In der Sauna zog ich immer eine Badehose an. Ich ging nie in Gemeinschaftsduschen. Niemand durfte wissen, dass ich anders war. Ich wollte immer gerne wie die anderen sein. Einfach mal mit meinen Freunden nackt in den See springen. Sprüche wie: "Der will uns seinen kleinen Schwanz nicht zeigen!" ertrug ich. Ich lachte mit. Niemand durfte den wahren Grund wissen. Heute weiß ich, dass ich nicht ausgelacht werden würde, aber das "nicht nackt sein dürfen" brannte sich so in mein Unterbewusstsein, dass ich bis heute nicht die Kraft finde, diese Angewohnheit zu überwinden.</p>
<p>Irgendwann begann ich über all das nachzudenken. Wieso bin ich beschnitten? Weil ich ein Muslim bin. Wieso bin ich ein Muslim? Mir fiel keine Antwort ein. Also wieso bin ich beschnitten? </p>
<p>Ich sprach nie mit Freunden oder Freundinnen über meine Beschneidung. Und sie fragten auch wenig. "Mein Vater ist halt Muslim" reichte immer als Antwort. Zum Glück.</p>
<p>Erst jetzt beginne ich mich mit Beschneidung auseinanderzusetzen. Erst jetzt mit 23 lese ich über die sexuellen Folgen. Lese ich über den Sensitivitätsverlust. Ich habe nie einen unbeschnittenen Penis erigiert gesehen und war sehr überrascht, als ich las, dass die Eichel weich, feucht und empfindlich ist. Ich lese über Verhornung, über Stimulanzzonen wie innere Vorhaut, Dorsalnerv oder Vorhautbändchen. Lese, dass beschnittene Männer nur die Schnittnarbe zur Stimulierung haben, da dort noch Reste der so sensiblen Vorhaut kleben. Ich denke darüber, wie Sex sich anfühlen könnte. Wenn alles noch da wäre. Aber das ist es nicht.</p>
<p>Ja, es stimmt. Ich kann länger. Noch kann ich nur länger. Aber ab wann kann ich gar nicht mehr? Ich bin 23 Jahre alt. Das heißt auch, dass ich mit ca. 23 jährigen Frauen schlafe. Aber ich muss kämpfen. Unter 20 min geht nichts. Manchmal habe ich nach einer Stunde einfach keine Lust mehr und gebe auf. Ich war deshalb bei einem Urologen. Dieser sagte mir, bei der Beschneidung würden 70% der für die sexuelle Sensibilität zuständigen Nerven entfernt, da sie auf der Vorhaut sitzen. Die Nerven auf der Eichel liegen in der Schleimhaut, die ohne den Schutz der Vorhaut austrocknet. Durch die ständige Reibung an der Hose würden die Nerven mit der Zeit absterben. Ich habe große Angst impotent zu werden.</p>
<p>Meine Beschneidung ist das Schlimmste, was man mir je angetan hat. Sie hat mein gesamtes Leben beeinflusst. Hat mich immer mit Scham erfüllt. Meiner Mutter tut es sehr leid. Sie sagt, sie würde es nie wieder tun. Das hilft seelisch, aber nicht körperlich. Meine Vorhaut ist weg und kommt nicht wieder. </p>
<p>Auf ihrer Homepage nennen Sie sich die Lobby für Kinder, aber Sie haben die Kinder verraten. Sie haben sich nicht einmal die Mühe gemacht, eine Möglichkeit zu suchen, Eltern von der Beschneidung ihrer Söhne abzuhalten. Sie sind den Weg des geringsten Widerstandes gegangen.</p>
<p>Mit dieser Entscheidung nehmen Sie willentlich das Leid vieler Kinder in Kauf. Denn bei Weitem nicht jedes Kind will beschnitten werden und bei Weitem nicht jeder Beschnittene ist glücklich darüber. Was sagen Sie einem 12 jährigen, dessen Mutter einen Muslim kennengelernt hat, der fordert, dass der Junge beschnitten wird? Wie soll sich ein 12 jähriger wehren können, wenn er gezwungen wird?</p>
<p>Als Beschnittener hat man keine Möglichkeit Gerechtigkeit zu finden. Ich weiß es, ich habe versucht Strafanzeige zu stellen, aber alle Ansprüche, die ich hatte, verjährten, als ich 11 Jahre alt war. Man hat keine Chance. Am Anfang kann man sich nicht wehren und später darf man nicht mehr.</p>
<p>Ich fordere Sie auf, Ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken. Diese ganze Debatte hat sich zu einer Farce entwickelt. Der Ethikrat erringt in einer harten Diskussion mit der religiösen Verbänden, dass die Kinder betäubt werden sollen. Wann stand denn bitte jemals zu Diskussion, ob man seine Kinder foltern darf? Es stand zur Diskussion, ob die Entscheidung der Eltern genügt, eine irreversible Operation mit gravierenden Auswirkungen zuzulassen.</p>
<p>Die religiösen Verbände schreien so laut, dass man das Weinen der Kinder leicht überhört. Bei Mädchen sind zurecht selbst Ersatzrituale wie das Anritzen der Klitoris mit einer Klinge, ohne zu schneiden, streng verboten. Bei kleinen Jungen darf man 50% der Haut des Penises entfernen, weil es der Glaube verlangt, man es schöner findet, man der spätere Freundin einen Gesundheitsbonus geben oder man seinem Kind das Onanieren erschweren will.</p>
<p>Jungen, die in die Geschlechtsreife kommen, sind sehr leicht erregbar. Oft bekommen Sie beim Aufzeichnen der Schnittlinien eine Erektion oder einen Samenerguss. Es ist unvorstellbar peinlich für sie und vielen das Schlimmste bei dem Gedanken an ihre Beschneidung. Trotzdem sind bei der Behandlung Mütter und Väter, Schwester und Brüder, Tanten und Omas, Lehrer und Heimleiter, Freunde und Bekannte anwesend. Auf die Würde der Jungen wird in keiner Form geachtet. Im Gegenteil, man lacht sie aus. Sie sollen sich nicht so anstellen, es sind schließlich Jungs.</p>
<p>Wenn Sie Ihre Meinung nicht ändern und weiterhin für die Legalisierung der Knabenbeschneidung eintreten, werden viele Bürger die Achtung vor Ihnen verlieren. Denn wer außer Ihnen soll die Kinder sonst beschützen.</p>
<p>Schwer enttäuscht und voller Sorge schreibt Ihnen</p>
<p>Alexander Bachl</p>