Bislang wurden die WHO-Programme in der Presse meist unkritisch betrachtet. Die zugrunde liegenden Studien zitierte man sogar außerhalb dieses Zusammenhangs wie eine Art Heilsbotschaft, sofern denn in irgendeiner Form von Vorhautamputationen die Rede war. Einen traurigen Höhepunkt erreichte dabei der naiv-dümmliche Artikel "Ein Gummiband gegen AIDS" der Afrika-Expertin Simone Schlindwein im vergangenen Jahr bei der Deutschen Welle.
Im Rahmen der WHO-Programme werden in mehreren afrikanischen Ländern mit gigantischen Hilfsgeldern aus in erster Linie den USA Vorhautamputationen an Millionen Afrikanern geplant und vorgenommen. Dies soll der Verbreitung des HIV-Virus vorbeugen.
Michael Obert zeigt in seinem Bericht "Ein Einschnitt fürs Leben?" detailliert katastrophale Folgen auf, die erstaunlicherweise bisher kaum Gegenstand öffentlicher Berichterstattung waren: zum einen werden den zugrunde liegenden Studien, auf die sich die WHO beruft, zahlreiche Fehler vorgeworfen, die in medizinischen Fachkreisen bereits seit längerem bekannt sind.
Nach einer Vorhautamputation sinkt oftmals die Bereitschaft zur Benutzung von Kondomen: schließlich kommt der angebliche Schutz vor HIV durch "Beschneidung" einzig bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr zum tragen. Nicht wenige Afrikaner nehmen so explizit an diesem Programm teil, um anschließend auf das wenig geliebte Gummi verzichten zu können - die angedachte Aufklärung, dass dies eben grade keine Option sei, bleibt in der Praxis ein Papiertiger, der die Menschen vor Ort oft gar nicht erreicht.
Männer, die sich der aggressiven Bewerbung von Vorhautamputationen entziehen, erleben indes vielfach Ausgrenzung und Diskriminierung. Mittlerweile ist zu beobachten, dass die HIV-Ansteckungsrate unter "beschnittenen" Männern in manchen Ländern höher ist als die von Männern mit vollständigen Genitalien.
Und schließlich passiert etwas, das für MOGiS e.V. als dem Schutz von Kindern verpflichteten Verein besonders schockierend ist: die festgelegten "Beschneidungsquoten" führen dazu, dass mangels ausreichend freiwillig teilnehmender Erwachsener zunehmend auch Babies und Jungen Opfer der angeblichen "Gesundheitsmaßnahme" werden - mit Wissen und Unterstützung von UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, so der Artikel.
Die WHO hat auf eine schriftliche Anfrage des Autors vor Monaten jegliche Stellungnahme verweigert, und auch die ausführenden Institutionen vor Ort kommentieren die Vorwürfe nicht.