Doppelter Rechtsbruch: organisierte Kindesentführung und Zwangsverstümmelung


Entfesselte Dynamik angeblicher "Gesundheitsprogramme" in Afrika

Seit geraumer Zeit schon fahren diverse Hilfsorganisationen - viele davon aus den USA - Beschneidungskampagnen in Afrika mit dem Ziel, durch die flächendeckende Zirkumzision die HIV-Neuansteckungsraten in den Hochrisikogebieten zu senken. Die Wirksamkeit dieser Maßnahme ist seit ebenso langer Zeit unter heftiger Kritik - die Studien, auf die die Programme sich berufen, gelten in der Fachwelt als fehlerhaft (GEO berichtete). Zudem werden negative Nebeneffekte wie ein häufigerer Verzicht auf Kondome nach der Zirkumzision von den Verantwortlichen nicht beachtet.

 

MOGiS e.V. und andere Verbände kritisierten wiederholt, dass die Hilfsprogramme sogar an das Erreichen gewisser Quoten gekoppelt sind – man könnte es auch Kopfgeld für jede amputierte Vorhaut nennen. Dies, so die Kinderschützer, führe zu einem immer weiter absinkenden Alter der Zielpersonen, was die ursprünglich angepriesene angebliche Freiwilligkeit der Teilnahme an den Programmen (siehe WHO-Male Voluntary Circumcision Program) ad absurdum führt.
Wie real diese Gefahr ist, wurde in der vergangenen Woche in Uganda wieder auf schockierende Art deutlich: In Soroti wurden mindestens 25 Jungen im Alter zwischen 11 und 15 Jahren ohne Wissen oder Einverständnis ihrer Eltern während der Schulzeit einer Vorhautamputation unterzogen. Durchgeführt wurden die Operationen von Baylor Uganda, einer Nichtregierungsorganisation, die die örtlichen Programme im Auftrage der Bezirksregierung betreut, in Absprache mit der stellvertretenden Schulleiterin.

 

Einige Eltern erfuhren erst von den Vorhautamputationen an ihren Söhnen, als sie diese blutend zu Hause vorfanden. Mindestens ein Junge wurde vermisst, nachdem er die Vorhautamputation seiner Brüder miterlebte und in Panik vor der eigenen Operation floh.
Die als Entwicklungshilfe vermarktete Zwangsverstümmelung minderjähriger Jungen führte dazu, dass Kinder sich weigerten, in die Schule zu gehen - wohl aus der mehr als nachvollziehbaren Angst heraus, diesem ebenfalls zum Opfer zu fallen bzw. noch weitere Verstümmelungen erdulden zu müssen.
Dass eine Hilfsorganisationen in ihrem Verstümmelungsfeldzug nicht einmal das von deutschen Politikern in der Beschneidungsdebatte immer wieder so hoch gepriesene "Elternrecht" achtet, ist vor dem Hintergrund der mit einer Vorhautamputation an sich verbundenen Kinderrechtsverletzung allerdings schon fast vernachlässigbar – im Gegenteil, im Sinne der Ersteller der angestrebten, bei Freiwilligkeit nie zu erreichenden "Beschneidungsquoten" scheint es nur konsequent.

 

Es zeigt sich, dass die von internationalen Kinderschützern schon lange befürchtete schleichende Einführung von staatlich organisierter Kindeszwangsverstümmelung in Afrika keine Schwarzmalerei, sondern bereits in vollem Gange ist. Die Dynamik dieser international finanzierten Programme hat sich längst verselbständigt und vom ursprünglichen Ziel – dem Kampf gegen HIV – entkoppelt. Sogar UNICEF befürwortet und fördert solche Übergriffe an Babies und Kindern seit längerem ganz offen. Zu befürchten haben die Verletzer der Kinderrechte deswegen wohl (noch) nichts: zu groß ist das kollektive Interesse weiter Teile von Politik und Medien, eine sachliche und faktenbasierte Diskussion über Genitalverstümmelungen an Jungen unter allen Umständen und in allen Zusammenhängen zu unterdrücken.
Das Leid unzähliger Kinder wird dafür billigend in Kauf genommen.
Wie lange noch?