Warum eine Klinik in Essen Beschneidungen verweigert

"Warum eine Klinik in Essen Beschneidungen verweigert" - WAZ, 22.7.15

Der Facharbeitskreis Beschneidungsbetroffener im MOGiS e.V. begrüßt ausdrücklich die Entscheidung des Essener Elisabeth-Klinikums und der ihr angeschlossenen Institutionen, Vorhautamputationen auf seltene medizinisch notwendige Fälle ("chronischen Entzündungen oder Vernarbungen der Vorhaut") zu beschränken.

Auch halten wir die umfassende Aufklärung der Eltern über mögliche und zwingende negative Folgen - akut sowie langfristig - aus medizinischer Sicht für unbedingt geboten. So wird vorgebeugt, dass Eltern später ihren Wunsch auf nicht-therapeutische "Beschneidung" bereuen, wenn ihre Söhne an den Folgen von Vorhautamputationen leiden. Folgen, über die sie nicht informiert worden waren.

 

Im Artikel der WAZ heißt es:

"Eine Entscheidung des Landgerichts Köln aus dem Jahr 2012 hatte den Prozess in Gang gebracht. Dort war die Beschneidung als rechtswidrig verurteilt worden. Die Bundespolitik kreierte anschließend einen legalisierenden Ausweichparagrafen. Daraufhin formulierte die Gesellschaft für Kinderchirurgie eine Richtlinie mit dem Credo: Nicht alles, was gesetzlich erlaubt ist, ist medizinisch vertretbar."

 

Wir möchten aus unserer Sicht hinzufügen: nicht alles, was z.B. vom Deutschen Kinderschutzbund, dem Deutschen Kinderhilfswerk oder UNICEF unbehandelt bleibt oder gar gebilligt wird, ist deshalb ethisch vertretbar oder mit gültigem Recht auf körperliche und sexuelle Selbstbestimmung von Kindern und der UN-Kinderrechtskonvention vereinbar.

Natürlich bleibt die Gefahr sogenannter "Hinterhofbeschneidungen" bestehen. Dieses Problem besteht übrigens auch massiv für von Genitalverstümmelung bedrohte Mädchen. Hier in Deutschland, mitten unter uns. Mit diesem "Argument" wurde jahrelang verzögert, weibliche Genitalverstümmelung in jeglicher Form endlich explizit zu verbieten. Dies wurde schließlich 2013 realisiert, während Jungen gerade erst 2012 gegen nicht-therapeutische Vorhautamputationen per Gesetz komplett schutzlos gestellt wurden.
Insofern fordern wir alle gesellschaftlichen Kräfte auf, sich an der Aufklärung über Genitaloperationen an Kindern zu beteiligen und Impulse für einen sachlichen respektvollen Dialog zu setzen.