In der Debatte in Island, den gesetzlichen Schutz von Mädchen vor jeglicher Form medizinisch nicht notwendiger Genitaloperationen auf alle Kinder unabhängig vom Geschlecht auszuweiten, melden sich jüdische Betroffene zu Wort.
Auf einem dort am 18. April von Religionsverbänden ausgerichteten Symposium hörten wir den jüdischen US-Amerikaner Evan Roman u.a. mit folgenden Aussagen:
"Aus einem Land (USA) kommend, wo Beschneidung sehr verbreitet ist, kenne ich so viele Beispiele von lebenslangen Schmerzen, lebenslanger Depression, Suiziden, lebenslangem Verlust sexueller Funktionen – durch Beschneidung verschuldet, als sie noch Kinder waren und so nicht zugestimmt haben. Körpermodifikationen sind meiner Meinung nach nur für Erwachsene. (...) Alle Welt schaut nun auf Island. Ein Land, das herausragend für Menschenrechte und Demokratie steht. Meine Frage an die Abgeordneten lautet: Was sagen Sie zu Menschen wie mir, die sich durch Kinderbeschneidung vergewaltigt fühlen? (…) Viele Probleme führen Betroffene auch gar nicht auf die Beschneidung zurück. Sie denken, das sei normal, weil sie keinen Vergleich haben. (…) Ich kenne Betroffene in den USA, die beim Masturbieren jedes Mal bluten, denn es wurde soviel Haut abgeschnitten, dass sie so straff ist, dass sie reißt. Oder schmerzhafte Erektionen aus gleichem Grund. Und diese Männer wissen nicht, dass es durch die Beschneidung verursacht wurde, und denken, es sei normal so. (…) Ich fühle mich vergewaltigt, weil ich nie die Möglichkeit hatte, mit meinem ganzen Körper zu leben. Und ich bin nicht allein damit."
In diesen Tagen ist Eliyahu Ungar-Sargon, US-amerikanischer jüdischer Filmemacher, extra nach Island gereist, um seinen Film "Cut - Slicing through the myths of circumcision" vorzustellen und stand für Interviews zur Verfügung. Isländische Sender berichten mehrfach. Hier einige der wichtigsten Aussagen:
"Hier in Island kommt die Initiative aus einer sehr klaren Position des Kinderschutzes. Deshalb bin ich hierher gekommen, um meinen Film zu zeigen und um zu zeigen, dass ich diese Position teile. Und ich denke, es wäre unglaublich, wenn Island das erste Land wäre, ein Gesetz zu erlassen, das alle Kinder und ihre körperliche Unversehrtheit schützt: männliche, weibliche und intersexuelle." (…) "Hier in Island nach allem, was ich gesehen habe, hat diese Initiative nichts mit Antisemitismus oder Islamophobie zu tun, sondern mit Werten wie körperlicher Integrität und dem individuellen Recht, für sich selbst zu entscheiden. (...) Es gab immer jüdische Stimmen gegen Beschneidung, aber diese Stimmen wurden von einigen klerikalen Strukturen unterdrückt. (...) Ich bin stolz, jüdisch zu sein, und ich bin stolz darauf, gegen Kinderbeschneidung zu sein. (...) Ich würde meinen Sohn niemals beschneiden. Ich denke, das wäre eine Verletzung einer Reihe von Menschenrechten."